Nachdem das “Under The Banner Of The Black Light Festival
2013” nicht direkt ausgefallen sondern unter mehr oder weniger nebulösen
Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, fand in Speyer dieses Jahr nun
mein nächstes großes Black Metal Event statt.
Nachdem Navi, Frau und Vesper eingepackt waren, ging es mit
dem Auto auch schon Spätnachmittags los und verspätet schlugen wir während der
ersten Band Betrayed auf.
Sonderlich viel bekam ich davon nicht mit, viel mehr musste
erst die „neue“ Location beschnuppert werden und das hiesige Getränkesystem
nachvollzogen werden.
Gleich vorne weg, das Pfandmarkensystem suckt echt derbe.
Zur Wahl stand eine 5€ oder eine 10€ Marke und inklusive 4€ Pfand bei 2
Bechern, ging die 10€ Marke natürlich nicht auf und ich konnte nochmals eine
neue Marke nachlösen, da beim Getränkeausschank ja nicht bar bezahlt werden
kann. Das hat Nach- und Vor, nein eher nur Nachteile und ist nervig.
Permanentes hochrechnen wie viele Felder ich noch frei hab, was ich strategisch
geschickt als nächstes bestelle oder welche Marke ich löse um möglichst nur an
einer Schlange anstehen zu müssen statt an beiden. Warum nicht einfach nur
Geldbeutel auf und fertig?
Egal, Betrayed spielten also ganz nett im Hintergrund und
als wir uns vor die Bühne stellten war der Auftritt fast schon wieder vorbei.
Gut, dann eben Paria nach der
kleinen Umbaupause.
Statt dem trven Textilband mit Logo und Namen im Hintergrund
wurde hier jetzt auf die Leinwand gebeamert. Das sah ja am Anfang noch ganz
nett aus, Kerzen tragende Frauen, irgendeine Kellerkapelle – ja das sah nach
einer schwarzen Messe aus. Irgendwann bückten sich alle Frauen so komisch nach
vorn, dacht mir noch – ja die werden ja nur andeuten, immerhin Einlass ab 16 –
da kann man so was nicht bringen. Fehlanzeige! Das war der reinste Porno. Egal
ob Anal, Vaginal, Oral – es gab wirklich alles, bis hin zu diversen Spielzeugen,
SM Praktiken, Gangbang und Co was teilweise schon mehr nach Vergewaltigung
aussah. Band schauen ohne das alles zu sehen? Unmöglich, sie spielen ja direkt
vor der Leinwand und man ist sogar eher abgelenkt was ich nicht sonderlich
prickelnd fand zumal der gut beleibte Sänger sich ebenfalls halb ausziehen
musste, was soll das bitte für eine Alternative sein? Stil hatte das definitiv
nicht, war eher verstörend und das nicht gerade auf künstlerische Art und
Weise, mehr aufdringlich und aufgezwungen. Unabhängig davon, dass es nicht
wirklich eine Aussage hatte und mir mehr wie ein künstlich aufgeblähter
Schockmoment vorkam, hatte die Band genau diese Ablenkung in meinen Ohren auch
bitter nötig. Musikalisch, sofern man sich da wirklich drauf konzentrieren
konnte, war dargebotenes absolut belanglos, öde, beliebig, pille-palle,
schlecht. Nachdem offensichtlich wurde, dass diese Szenen nicht nur kurzfristig
sondern scheinbar das komplette Konzept sind und waren und eine bemühte
Hinwendung zur Musik obige Schwachstellen offenbarten, verließen wir auch die
Bühne. Ich hoffte lediglich stark, dass dies ausschließlich für diese Band war.
Nocturnal Depression mit Porno? Bitte what? Unvorstellbar, Atmosphäre killend,
ein Desaster…
Aber dem war dann wirklich nicht so. Dass dieses Filmchen
ganz und allein auf die Schnapsidee von Paria beruht wurde dann bei
Irrlycht klar. Jetzt hatte ich da nur
ein kleines Problem mit Irrlycht und riet auch bewusst, nicht dicht vor die
Bühne zu gehen. Es begab sich am 21. Mai 2011 die Gelegenheit, selbige Band
schon einmal live zu bewundern. Wie dem damaligen, hier nicht offiziell
vorgestellten Bericht zu entnehmen ist (
http://www.lastfm.de/user/Amixor33/journal/2011/05/25/4eiahw_night_of_drunkenness)
war ich zweifellos ordentlich betrunken an jenem Abend.
Daher bekam ich das meiste auch nur noch über Hören sagen
mit beziehungsweise ging irgendwo zwischen den Synapsenschluchten verloren.
Aber Highlights waren Peitschenschläge ins Publikum und Feuerspuckaktionen in
einem viel zu kleinen Raum, wohin der Deckenventilator zu brennen anfing,
schmolz und auf das Publikum tropfte. Nachdem ich fiese Bilder mit Peitsche auf
last.fm von Irrlycht entdeckte, war ich mir umso sicherer, dass dieses
bescheuerte Verhalten von ihnen an den Tag gelegt wurde. Nachdem ich also schon
mit bescheuerten Filmen malträtiert wurde, hatte ich nicht sonderlich Lust dies
zu steigern indem ich mir noch die passenden Striemen und Brandblasen dazu
einfing.
Aber alle Befürchtungen waren umsonst, Irrlycht blieben brav
und spielten wie aus dem Nichts verdammt groß auf. Ich kannte ihr
selbstbetitelte EP ja bereits und fand es ganz okay, verkannte aber das irre
Potential darauf. Denn live zündeten die Songs gleich doppelt. Rasender,
straight nach vorne gespielter Black Metal welcher es schafft melodisch und
gleichzeitig ungemein schroff und rau zu klingen. Das hebt das Hörerlebnis
allein dadurch schon ein wenig aus dem Gros hervor und fand auf der Bühne seine
Entfaltung. Vom Feuer spucken ließ der Sänger aber dennoch nicht ab, weswegen
es dann doch eine gute Idee war nicht ganz vorne zu stehen. Ungeachtet der
überraschend weitreichenden Hitzewelle, nässte der Brennstoff die Vorderstehenden
doch etwas arg ein. Und wenn, dann lass ich mich nur mit Blut voll spucken
(DNS).
Durch taktisch geschicktes Toiletten und Wertmarken- und
Getränkekaufmanagement, konnte ohne Verzug dann auch gleich Position für Nocturnal Depression bezogen werden.
Den Soundcheck machten sympathisch aussehende Musiker bis, Moment – die Hand?
Ja ein leidiges Thema, aber der Sänger ist eben leicht auszumachen und so in
Zivil wirkte er klein, niedlich, harmlos, nett. Das änderte sich aber schnell,
denn in Pose geworfen war davon nicht im Geringsten mehr was über. Inzwischen
hätte ich mir permanent am liebsten in den Arsch gebissen, dass ich doch keinen
Fotoaperrat mitgenommen hatte. Erste Reihe einer wirklich niedrigen und
übersichtliche Bühne, ich hätte den Bandmitgliedern theoretisch die Stiefel
ablecken können, so nah und gut stand ich – wären 1A Fotos geworden.
Musikalisch dann ein Genuss zum dahinsiechen und
suizidieren, toppte sogar den geilen Auftritt beim Kings of Black Metal im
Frühjahr. Hier bestätigte sich auch der damals gewonnene Eindruck: live spielen
sie die Stücke schneller und trotz der Tatsache, dass ich 5 Alben von ihnen
besitze und behaupten kann, sie auch gut zu kennen – waren da immer wieder
Solos die mir zumindest so in der Art unbekannt vorkamen oder ich sonst nicht
wahr nahm. Gemessen an der Vorband kann man sicherlich noch das Schlagwort
Downtempo dem Black Metal anhängen, aber ganz so langsam war das auch nicht.
Dafür ungemein raumeinnehmend, atmosphärisch und emotional, wenngleich auf
einer sehr kühlen, melancholischen Ebene. Aber alles in allem, wahnsinnig guter
Auftritt – sogar besser als erwartet was eine Leistung für sich ist!
Kontrastprogramm: die Band um den weibischen Drummer Isvind konnte wiederum nicht überzeugen
genauso wenig wie dieser dämliche Witz um die weibliche Besatzung des
Schlagwerks. Dies war aber mitnichten eine Geschlechterfrage, sondern ein
größeres Grundproblem. Für mich hatte die Band nicht wirklich Struktur, keine
Andockfläche oder sonst etwas wo sie mich hätte abholen können oder zumindest
empfangen. Wirr durchgeprügelt und zufällig mal den Akkord gewechselt, mehr
blieb da echt nicht hängen. Versucht hatte ich es, ein oder zwei Mal dachte ich
den Knackpunkt vor mir liegend zu haben, dem war aber nicht so.
Jetzt gab es überraschend eine Änderung in der Running
Order, was zumindest namentlich auch Sinn macht. Umbringen sollten sich die
Zuschauer allein aus finanziellen und chronologischen Gründen am besten ja auch
erst am Ende, daher zog der Headliner Nargaroth
vor.
Primär zog sich aber der Soundcheck welcher total
unprofessionell wirkte. Nicht nur, dass nichts zusammen lief, auch die
Justierung des Beamers (Yeah, endlich wieder Film) – war total schief und
dilettantisch. Auch während des Live-Auftritts poppte immer wieder ein Fenster
in den Film, welches daran erinnerte – dass dies gerade mit dem Windows Media
Player abgespielt wurde oder dass ein neues Update verfügbar ist oder dass das
wohl doch nicht der Vollbildmodus war etc. pp.
Dann bleibt noch die Personalie Ash bzw. Kanwulf, ernst
nehmen kann ich den Typen nicht ganz. Allein der dämliche Auftritt bei Britt
vor zig Jahren dürfte neben den vielen, vielen anderen Vorwürfen nachhaltig
geschadet haben. Polarisierend sind Nargaroth folglich wie kaum eine andere
deutsche Band und dies wurde auch im Publikum klar. Der ein oder andere Becher
flog und während dem Auftritt kam es auch zu einem Handgemenge im Publikum. Ash
ließ sich davon zum Glück aber nicht beeindrucken und reagierte nicht darauf,
was sowieso nur nach hinten losgehen konnte. Stattdessen zog er sein Programm
stur durch, zwar mit einer latent arroganten Plattitüde, dafür aber technisch
ordentlich und skandalfrei. Generell wirkt er nicht mehr wie der, der er einmal
war. Allein äußerlich ist er kaum wieder zu erkennen, Bezug nehmend auf obigen
Fernsehauftritt vor, auf den Tag genau, 14 Jahren. Allerdings ist es auch noch
keine zwei Jahre her, dass er wieder in Deutschland spielt was er zuvor
boykottierte – seine Fanschar hingegen ist geblieben.
Rein musikalisch kann man sich das Ganze durchaus geben, mir
waren es teilweise nur zu viel Introgedöns, Zwischengesampel und vor allem eine
übertriebene Selbstinszenierung. Aber das ist wohl sein Stil. Damit kommt man
klar oder eben nicht. Ich konnte darüber hinweg sehen, per se unsympathisch ist
er mir ja nicht und ich finde jeder sollte die Chance haben sich
unvoreingenommen präsentieren zu können. In echt und nicht nur unfreiwillig und
passiv zwischen Internetgerüchten und Schlachten. Ob somit jeder Riff auch
selbst komponiert war, keine Ahnung – konnte ich in dem Moment nicht
nachvollziehen, Nazigrüße gab es auch nicht, soweit alles in Ordnung.
Die Videopräsentation war na ja, Landschaftsaufnahmen von
vor allem eisigen Gegenden und Wolfsrudeln hatten durchaus etwas, passten aber
nicht immer ganz zum Kontext. Wenn von Wald die Rede ist und die Wölfe sich
durch eine Eiswüste jagen – okay, nicht so ganz. Dazu die technischen
Unsauberkeiten, ja was soll ich sagen? Musik war gut, vollkommen in Ordnung,
nur teilweise zu dick aufgetragen und das drum herum war nicht perfekt. Aber
war dennoch anschaubar.
Damit die Einleitung im vorletzten Absatz auch Sinn macht,
die letzte Band: Make a Change… Kill
Yorself. Ich bin ja absoluter DSBM Fan und hab zig mehr oder minder gute
CDs von Dutzenden absolut unbekannten Bands, von hiesiger leider aber nicht. Es
kommt ja schon relativ selten vor, dass in diesem Genre live gespielt wird.
Klar gibt es doch einige, aber mindestens ebenso groß ist die Zahl trver,
einköpfiger Misanthropenkapellen welche aus Prinzip nicht live aufspielen. Ich
konnte aber ungefähr einordnen was mich erwarten würde und wurde sogar richtig
überrascht. Nicht nur, dass zum ersten Mal die Videos sinnvoll eingebunden
wurden, die Aufnahmen von total zerstörten, verlassenen Gebäuden und der
absoluten Verwüstung, des Verderbens, Einsamkeit, Verzweiflung und Hässlichkeit
wurde sehr ästhetisch und stilvoll und vor allem unterstützend eingefangen,
auch Live entfaltete sich ein ungemeiner Sog.
Der Sänger mimte natürlich den durch Geknallten, hielt irre,
appellierende Ansprachen und warf irgendwelche Pillen ins Publikum – aber es
passte in dieses selbstzerstörerische Bild und Image wie die Faust aufs Auge. Die
Musik hatte Power, ihre Magie und wurde eben auch visuell wunderbar
eingefangen. Somit eine sehr gute letzte Band welche neben Nocturnal Depression
in meinen Augen den stärksten Auftritt des Abends boten.
Was mir nur zunehmend auf die Nüsse ging war das stetig
anschwellende Aggressionspotential. Ja okay Betrunkene gibt es immer und
überall, die liegen da halt rum – ein, zwei Leute können einem immer mal dumm
kommen, aber diesbezüglich war gegen Ende einfach zu viel des Guten. So viele
Assis hatte ich echt nicht erwartet, das war beschämend für die Veranstaltung
und für die Szene und absolut stillos. Danke auch für die ganzen Flaschen und
Glasscherben direkt unter den Reifen, ich hoffe ihr schneidet euch beim
nächsten Mal so richtig tief daran!
Auch die Wertmarke zurück zu geben endete in einer müßigen
Diskussion, da manchmal an der Theke Pfand berechnet wurde und manchmal nicht.
Ich hatte noch 2€ auf der Marke und wollte diese ausbezahlt bekommen und zudem
mein pfandfreies Glas ausgeben und auch nur meine 2€ und nicht 4€ inkl. Pfand,
selbigen hatte ich ja auch nicht bezahlt. Meine Fresse war das eine
umständliche Diskussion, denn eine Pfandmarke hatte ich ja natürlich auch nicht
– woher auch, aber das imaginär, mir nicht zustehende Geld wollte ich auch
nicht.
Fazit auf jeden Fall: Musikalisch ein überwiegend genialer Abend auch
was den Sound anbelangt, die Videoleinwand war zu zwei Dritteln unnütz bzw.
sogar störend und technisch auch nicht wirklich souverän, die Location soweit
in Ordnung nur mit einem absolut bescheuerten Bezahlsystem und die sonstigen
Zuschauer gingen mit fortschreitender Dauer immer mehr auf den Sack.
Diesbezüglich FUCK YOU, ansonsten sehr schön.