Frontcover - schlicht aber ungewöhnlich |
Ganz so leicht hab
ich es mir dann doch wieder nicht gemacht, mit der Wahl meines ersten Reviews.
Vorliegende Compilation der dänischen Untergrund Black Metal Band
Blodarv ist nicht nur einfach so eine Scheibe mit Musik, sondern ist der mysteriösen
Person Linaria Amlech gewidmet, welche sich im Januar 2002 selbst umbrachte.
Inwiefern Bandleader Hugin mit ihr zu tun hatte ist offen,
war sie eine Bekannte oder doch eher die Freundin oder nur die Geliebte? Wie
hieß sie in Wirklichkeit und ist sie überhaupt existent gewesen? All das wird
offen gelassen, das Booklet aber mit ziemlich freizügigen Bildern und wirren
Briefen ihrerseits unterfüttert. Eine satanistische, von Dämonen gesegnete Hexe
welche Hugin ihre abgehackten Finger zuschicken will, in komischen Träumen
vergewaltigt wird, Angst hat wieder schwanger zu sein und das Kind loswerden
will – weil sie zwar Lust hätte das frisch geborene Kind umzubringen aber es
dafür nicht 9 Monate austragen möchte. Und ihre Abtreibungsversuche enden im
Suizid und den letzten Brief gibt es in der Multimediaabteilung der CD. Was zur
Hölle? Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung was mich jetzt musikalisch
erwarten sollte, aber Abhilfe verschafft da in der Regel ein Knopfdruck auf
„Play“.
Der erste Track enthält schon mal gar nichts und muss wohl
eben jener Multimediatrack sein.
DasLangt Vaek Fra Livet“ fängt schleppend und
sehr rauschend an. Die Melodie ist simpel gehalten aber effektiv, die Black
Metal Vocals sind dezent in das raue Klanggebilde eingewoben, ohne allerdings
aggressiv oder wild zu wirken. Ab dem ersten Drittel webt sich noch eine zarte,
hohe Frauenstimme mit ein welche zwischendurch von einem in den Hintergrund
gerückten Verzweiflungsschrei begleitet wird, bevor Hugin sich in diesem
Wechselgesang wieder ans Mikro stellt.
zweite Lied „
zweite Lied „
Erschienen bei: Northern Silence Records EAN oder Katalog-Nr. nicht vorhanden |
ngsamen, sehr rauen und melancholischem Klangteppich untergeordnet und ergänzen sich viel mehr.
Auch ist das Stück weder doomig drückend noch rasend wie man
es vom Black Metal erwartet. Es ist simpel und primitiv, aber wirkt gerade
durch den, im Normalfall als miserabel anzusehenden Sound sehr atmosphärisch
und behält trotzdem seine Natürlichkeit und Authentizität. Es besitzt in
gewisser Weise eine Eigenständigkeit welche ich im gesamten DSBM Genre
schmerzlich vermisse. 7 Punkte
„The Death of Linaria“ schließt sich hier nahtlos an. Eine
sachte, stille, flirrende und rauschende Melodie mit einer merkwürdigen, nicht
unbedingt erklärbaren Wirkung. Dazu flüstert und keucht Hugin leise seine
Fragen an Linaria. Endet etwas abrupt... 6,5
Punkte
… und lässt sofort das flottere „Beyond Life“ starten. Auch
hier fällt wieder die schlichte Produktion auf. Worte wie druckvoll oder
kraftstrotzend sind für das Schlagzeug völlig fehl am Platz. Es hämmert von
vorne bis hinten fast das gleiche Tempo durch, der Doublebase ist im Gegensatz
zum Hi-Hat nahezu unhörbar und generell ist alles sehr Bass arm. Eine
Leadgitarre erzeugt wieder simple, eingängige und sich wiederholende
Mollmelodien, der Rest rauscht einfach vor sich hin und wird von krächzendem
Gesang begleitet. 7 Punkte
„Black Hill Sanitarium“ ist ein King Diamond Cover und
klingt bis auf die Grundmelodie total anders. Und zwar wesentlich flotter und
die verzerrten Gitarren sägen und röhren so wunderbar dreckig vor sich hin,
dass sie kombiniert mit der Stimme der Scheibe nun endgültig das Image des
Untergrundgerumpels aufdrücken. 7 Punkte
Damit wären wir eigentlich schon zu Ende, aber es gibt ja
auch noch Bonussongs, immerhin ist das die limitierte Edition!
„Disgusting Beauty“ hat keine Gitarren und gar nix, nur
unheilvolles Flüstern, gezielt steigernde einzelne Schlagzeugschläge und
unwirkliche, komische Geräusche. Das Stück soll wohl verwirrend und verstörend
sein, ist dafür aber zu harmlos und kann nur als Vorarbeit für das nächste
Stück vorgesehen worden sein. 5,5 Punkte
Das hört auf den Namen „Demonstormens Tid“ und nutz diese
Vorlage nicht. Gewohnt extrem rauschende und unklare Atmosphäre, sehr gedämpfte
Doublebass Attacken, dafür eine Hi-Hat Penetration par exellence, wieder eine
einfache aber tiefgehende Melodie im Hintergrund und einige unbestimmbaren
Geräusche bei etwas ruhigeren Passagen. Ruhiger in dem Sinne, dass das
Schlagzeug nicht mehr aus dem Gesamtkomplex hervorsticht. Gelegentliche
Umbrüche durch minimale Lautstärkenerhebung von irgendetwas in dem Soundbrei
geben dem ganzen immer wieder neue Impulse und lässt es dynamischer wirken. Das
ganze schwillt dann recht schnell ab und das Lied ist zu Ende. Atmosphärisch
gleich zu setzen mit den ersten Liedern, auch mit mehr Dynamik aber es fehlt
der Halt im Ohr. 6,5 Punkte
Nicht schlecht aber kurz, daher gönn ich mir jetzt die
Filmchen auf der Scheibe. Film 1 bemüht sich ernsthaft die 240p Bildqualität
von Youtube zu unterbieten und startet extrem niedrig auflösend mit einer
halbnackt tanzenden Frau.
Dann erfolgt eine Inhaltsangabe – „The unfinished Tale“ by
Linaria gelesen von Hugin, „The Last Dance“ – das letzte Video von und mit
Linaria, den schon im Booklet angekündigten „Last Letter“ von Linaria, ein Live
Video von Blodarv und als Extra Schmankerl: „Previously unreleased material“
und „Promo Streamers“ (for all earlier albums) und mehr. Nachtigall ich hör
dich trabsen…
Nach gut einer Minute Ankündigungen geht’s los:
Noch mehr Nacktbilder, Pentagramme, Auf- und Abblenden,
schnelle Wechsel – ich erwarte einen Horrorfilm. Aber Hugin „liest“ mir kaum
verständlich was vor zur Musik welche ich gerade eben schon gehört hab. Im
Hintergrund ganz viele dunkle Bilder und irgendein kranker Text von Linaria
welchen ich kaum nachvollziehen kann. Dann schiebt Linaria im Dunkeln und nur
im Bikini vor einer mittelalterlichen Videokamera ihre Hüften zu irgendeiner
eher dem Gothic & Industrialbereich zuzuordnenden Musik hin und her. Dann
folgt wieder Musik und Texteinblendungen vom letzten Brief welchen ich
mittlerweile gar nicht mehr kommentieren will. Irgendwer blättert in
handschriftlich beschriebenem Buch mit teils schwarzen Seiten, weiteren
Aktfotos, Blut und Haaren rum. Nebenher wieder schon bereits gehörte Musik mit
Untertiteln und dann gute 5 Minuten nur Promotion!
Video 2 zeigt einen ebenfalls mies gefilmte und schwach
besuchten Live Auftritt. Aber das hat wenigstens noch Untergrund Charme.
Fazit:
Der mediale Bonuspart ist in meinen Augen überflüssig, als
Hommage okay – aber dann bitte ohne diese ellenlange Eigenwerbung. Was ich von
dieser ganzen Geschichte halten soll weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, aber
auf das wesentliche, nämlich die Musik reduziert lässt sich sagen:
Ganz annehmbare, ungewöhnliche Musik mit einem ganz
besonderen Charme, welchen ich spontan mit keiner anderen Band vergleichen
kann. Für Vndergrovnd Fetischisten welche atmosphärischen Black Metal dem
rasenden Geknüppel vorziehen durchaus einen Blick wert.
Gesamtergebnis: 6,38* 6,83
Gesamtspielzeit: 26:22
Durchschnittsdauer: 4:23
= doppelte Wertung für Song 1:
Liedqualität: 6,64
(3x)
[(2*7) + 6,5 + 7 + 7 + 5,5 + 6,5] / 7 = 6,64
Cover: 5* (7,25) (1x)
Cover: 5
Lyrics: 3/6 = 5,00 + 3 = 8
Aufmachung: 6
+ Extra Texte 1
+ Bonusvideo 2
- Qualität 0,5
- unnütz viel Promo 0,5 = 8
Cover: 5
Lyrics: 3/6 = 5,00 + 3 = 8
Aufmachung: 6
+ Extra Texte 1
+ Bonusvideo 2
- Qualität 0,5
- unnütz viel Promo 0,5 = 8
Abwechslung: 7 (1x)
*Änderung aufgrund der neuen Bewertungsrichtlinien!
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