Sonntag, 15. Juli 2018

Kendrick Lamar und die "Nigga"-Affäre

Ausgesprochen unprofessionell, bigott und niederträchtig hat sich Kendrick Lamar dererletzt auf einem Konzert in Alabama verhalten. So ließ er Fans auf die Bühne kommen um mit ihnen zusammen seine Songs zu singen bzw. zu rappen. Sehr am besten selbst:





Vor dem ganzen Publikum ließ er sie regelrecht gegen die Wand laufen, weil sie - textsicher - das Wort "Nigga" mitsang, was ihm sehr übel aufzustoßen schien, immerhin war sie weiß. Klar kann jetzt viel über den tatsächlichen Doppelstandart des Wortes diskuttiert werden, der ursprünglich abwertenden und diskriminierenden Tonalität, auf der anderen Seite ist es vor allem im Rap und Hip/Hop Bereich en vogue und gehört zum guten Ton zur Identifizierung und scheint, untereinander absolut korrekt zu sein. Es gehört zum Image sich und seine Kumpels so zu bezeichnen, von der sprachhistorischen Bedeutung ist dabei nicht im geringsten die Rede. In gewisserweise banalisiert man so den Begriff selbst und hat damit kein Problem. Ob man diesen Begriff 2018 noch verwenden muss ist aber eine ganz andere Diskussion, aber er wird ja freiwillig der Kunst wegen verwendet.

Im betroffenen Lied: Kendrick Lamar - M.A.A.D. City (Feat. MC eiht) ist dies 15 mal der Fall (Lyrics). Von einer kritischen, reflektierten oder tief verletzten Art und Weise im Umgang mit dem Wort "Nigga" ist Lamar hier meilenweit entfernt. Es wird geradezu inflationär verwendet um seinen Habitus oder seine Attitüde zu unterstreichen - es ist nicht mehr und weniger als ein sprachliches Mittel ohne politisch aufgeladen zu sein.

Daher stellt sich doch die Frage, über was regt er sich denn jetzt bitte auf? Über seine eigenen Texte? Das er entschieden hat, das Mädchen genau zu eben diesem Lied mitrappen zu lassen? Er hätte zu diesem Lied ja auch einen schwarzen Fan zur Bühne hochnehmen können, wenn dies für ihn persönlich so einen existenziellen Unterschied macht. Aber nein, er wollte dieses Mädchen zu diesem Lied, die in dem Moment kein Rassist oder dergleichen, sondern einfach ein Fan war. Ein Fan für den ein großer Traum wahr wurde, ein wirklich großer Moment vor so einer Menschenmasse, man merkt ihr an, dass sie durchaus nervös ist und die nichts anderes, als ein Großteils des Puplikums macht. Sie singt das Lied, das ihr gefällt, welches sie feiert mit, so wie es vorgesehen war um dann auf die billigste Art und Weise vorgeführt und bloß gestellt wird.

Und das von einem so bekannten, großen internationlen Superstar und sicherlich ein Idol von vielen, vielen Menschen, ist der eigentliche Skandal, nicht das ein Fan genau das gesungen hat, was der empörte Künstler geschrieben, veröffentlicht und damit groß verdient hat.

In einem englischsprachigem Artikel der anderer Meinung ist, wird noch mit einem fatalen Satz abgeschlossen. Sie hatte "Glück" auf einem Konzert eines so großen Grammyawardsgewinners zu sein, sonst hätte das ganze unglimpflicher für sie ausgehen können.
Had she been around a group of blacks that didn't include a multiple Grammy Award winning artist, Delaney might have found that out the hard way.
Das verdreht die Verantwortung meiner Meinung auf geradezu absurde Art und Weise. In einem anderen Kontext würde man sowas Mobbing nennen und auch wenn viele Kommentare auf Youtube sagen, Lamar hätte nur auf die wütende Reaktion des Publikums reagiert, hatte ich beim Betrachten das Gefühl, er hat es mehr angestachelt und hätte - das wäre wünchenswert gewesen - diplomatisch die Wogen glätten können. So ist es eine absolut alberne und unglaubwürdige Betroffenheit, die der tatsächlichen Opfer und der noch immer vorherrschenden und stattfindenden Diskrimierung Hohn spottet. Denn wer den Grammy mehrfach gewonnen hat, dürfte eigentlich finanziell und gesellschaftlich angekommen sein.

Aber man kann sich auch wieder ins Abseits schießen...