Da meine Perle noch ein paar Vorlesungen besuchen musste,
konnten wir erst am Nachmittag mit dem Leihwagen drauf lostuckern und hatten
hauptsächlich nur ein Ziel: Agalloch
nicht verpassen! Das stärkere Line-up gab es sowieso am Samstag und somit
konnte auf die ersten Bands verzichtet werden.
Die „geschulten“ Verkehrskadetten gaben mir dann schon die
erste Antwort, die ich nicht hören wollte. „Parkplätze sind schon alle voll,
EDEKA Parkplatz kann dieses Jahr nicht geparkt werden, keine Ahnung wo’s noch
was gibt. Irgendwo in der Stadt gibt es ein Parkhaus ansonsten bla…“
Gut mit dem Leihwagen wollte ich sowieso nicht durch den
ganzen Schlamm fahren, aber Parkhaus irgendwo? Mit dem ganzen Gepäck? Zum Glück
gab es neben dem EDEKA Parkplatz noch einen ALDI und LIDL Parkplatz (die ganze
Palette an Schleichwerbung ist jetzt hoffentlich bald durch) und auf letzterem
postierten wir uns.
Da wir es in weißer Voraussicht eventuell etwas frostig im
April finden könnten und absolut kein Geld mehr für ein bonziges Hotel
vorhanden war, hatten wir noch ein Schlafhallenticket gekauft. Die Bilder und
Berichte der letzten Jahre ließen mich zwar erschaudern, aber gut. Auf die
Nachfrage, wie es denn mit den Plätzen in der Halle aussieht und ob auch jeder
garantiert einen Platz bekommt oder ob einfach mal wahllos weiter Tickets
verkauft werden, folgte die zweite nicht unbedingt herbeigesehnte Antwort.
„Keine Ahnung, muss jeder halt für sich selber sorgen.“ – na
dann. Zurück zum Auto, Isomatten und Schlafsäcke geschultert und zurück in der
Halle einen relativ bescheidenen Platz nahe der Tür, mittig im Raum gefunden.
Aber dazu später mehr…
Nach allem hin und her und bli und bla, war es dann in der
Tat schon kurz vor spät und folglich rein in die Halle. Lasset die Spiele
beginnen.
Rabenschrey
dudelten schon belanglos vor sich hin und wir sicherten uns einen 1A Platz in
der zweiten Reihe für Agalloch. „Live“ gesehen ist daher wohl etwas übertrieben
und generell hat es die Vorband der erwarteten Band immer schwer, bzw. ist fast
immer scheiße – aber; wäre ein Hüne vor mir gestanden, hätte ich auch nichts
gesehen und gut waren sie beim besten Willen auch nicht.
Daher warten auf Agalloch
und die rissen sofort sämtliche Härchen auf meinem Arm aus dem Tiefschlaf.
Besser kann man nicht starten und …
ABER!
… und hier könnte ich mich tierisch über die
Rücksichtslosigkeit und Ignoranz etlicher Besucher aufregen. Wir standen
Händchenhaltend und schirmten somit unseren Platz eigentlich recht gut ab, aber
mit welcher Dreistigkeit und Härte sich da unter anderem ein ca. 2 Meter großer
Mann vor uns schiebt ist ohne gleichen. So gut wie jeder kann zumindest locker
über meine Freundin sehen, aber die Arschlöcher stellen sich direkt davor hin!
Diese 40cm mehr Nähe zur Bühne ändert für diesen auf jeden Fall kaum etwas an
der Sicht, umgekehrt schon. Ich sehe da übrigens dann auch nichts mehr, aber
hab zumindest noch Möglichkeiten, anderweitig auf die Bühne zu spähen. Auch ein
permanentes
„Wenn-meine-Haare-sowieso-schon-überragend-lange-sind-dann-hau-ich-sie-auch-jedes-mal-beim-Bangen-extra-weit-nach-hinten“
kotzte nur noch an. Hätte ich mich nur halb so intensiv mit dem Kopf bewegt,
wären wir alle 5 Sekunden übel zusammengekracht. Auch toll sind die Leute,
welche sich nach ganz vorne hinstellen und dann offensichtlich keine Lust auf
das Konzert haben.
Und diese Veranstaltung ist bei weitem nicht so groß, als
dass man sich zwei Bands vorher anstellen müsste. Wir haben es mehrmals ohne
Drängeln mühelos geschafft, von der zweiten Reihe rüber zur nächsten zweiten
Reihe zu laufen. Stattdessen wird am Stück gelabert und rumgehampelt. Geht
sonst wo hin, aber verpisst euch dann bitte aus der ersten Reihe! Addiert man
noch angezettelte Moshpits (bei Agalloch?!!!!), übertriebenes Dauergedrücke von
Hinten, aufdringliche Pseudolesben mit dem Drang sich an einem zu reiben und
dabei die Finger in fremde Hosentaschen zu stecken; ein NO-GO ohne Ende
(angesichts der Häufigkeit von Diebstählen erst recht!) - und last but not
least. Behinderte Crowdsurfer, welche einem die Stiefel ohne Vorwarnung beinah
in den Nacken klatschen.
Es ist daher wohl kaum verwunderlich, dass ich von der Band
so gut wie gar nichts mitbekommen habe und von Genuss nicht annähernd die Rede
sein kann. Genau aus diesem Grund werde ich auch eine Grundsatzdiskussion
starten, weil mich einiges an der Szene doch ordentlich anfickt!
Agalloch haben sicherlich eine großartige Leistung
abgeliefert, aber leider waren die Umstände beschissen.
Mit den sehr umstrittenen Varg welche für Borknagar
einsprangen ging es weiter und da uns die Idiotendichte auch hier vor der Bühne
zu groß war, ging’s mit einem Bier ab auf die Tribüne. Und was soll ich groß
sagen… - sie waren zwar nicht großartig schlecht oder so, eigentlich war der
Auftritt ganz annehmlich, aber ich kann die Band absolut nicht ab. Vor allem
das inzwischen extrem links gerichtete „Gegen Nazis“ Geseier kauf ich dem Thor
Steinar und Absurd Sympathisant so was von gar nicht ab! Hätten sie Eier in der
Hose, würden sie zu dem stehen was sie denken und meinen. Aber nein, die Labels
und Auftritte und bla… - dafür tu ich doch ganz anders und genau so etwas sind
für mich rückhaltlose Kommerzschlampen. Punkt!
Denn Auftritt taten wir uns daher völlig unüberraschend
nicht ganz an und wir shoppten unsere Geldbeutel leer. Zwei Agalloch Hoodies
und zwei Agalloch Doppel-LP’s + eine Drei LP starke „Box“ sprangen gemeinsam
für uns raus.
Fuck ich brauch jetzt wieder G-E-L-D! Ich hätte mich
wahrscheinlich für alternative Geldverdienste mit den Securitys kurz schließen
sollen, aber dazu später mehr. (Nicht meine Schuld, dass der Text so abartig in
der Länge ausarten muss^^)
Wir verbrachten dann viel Zeit irgendwo und gingen
schlussendlich schlafen, bzw. versuchten es. Können die Penner eigentlich mal
die Klappe halten, wenn Leute in der SCHLAFhalle auch SCHLAFEN möchten?
Die Nacht war auf jeden Fall kurz und hart (die
Billigisomatten hatten absolut keinen Effekt und landeten bei der Abreise auch
verdient im Müll!) und alter mein Rücken!!! Der Besuch bei OBI war unumgänglich
um uns zumindest Kissen zu kaufen…
Da ich unbedingt die zweite Band sehen wollte, waren wir
auch schon wieder früh in der Halle und beobachteten zuerst aus dem Publikum Thurs. Der Auftritt lässt sich am
ehesten mit einer Autofahrt bei Sonnenschein durch eine Allee beschreiben.
Qualitativ so hin und her und im Schnitt gesehen dann doch nur so naja,
belanglos eben. Und kann irgendjemand dem Bassisten(?) mal sagen, er solle
nicht so übertrieben und unpassend abgehen?
Wie dem auch sei, Sycronomica
verfolgten wir von der Tribüne aus und auf diesen Auftritt hatte ich mich
besonders gefreut. Das rührt daher, dass diese auf dem zweiten Konzert meiner
nun schon „langjährigen“ Konzerthistorie absolut zu überzeugen wussten und ich
dies großartig fand. Aber was zur Hölle war das bitte? Erstens war der Sound
dermaßen hundsmiserabel, dass der Tonmischer mitsamt allen Beteiligten mit
leeren Trinkbechern gesteinigt gehört, zum Zweiten fand ich das Songwriting
einfach gruselig wahllos und zusammen gewürfelt. Entweder ich war damals
hackevoll oder einfach nur im falschen Film. Denn das ging mal gar nicht und
sollte sich irgendwann, dass live gedrehte Video für irgendeinen Videoclip zu
irgendeinem Song im Netz wieder finden lassen, stellt euch das Ganze einfach in
abartig schlecht vor. Dieses überdrehte, viel zu laute Quietschen der Gitarre, die
so was von falsch klingenden Clean Vocals, schrecklich – zu Hilfe!
Dementsprechend enttäuscht verließ ich recht schnell die Halle…
…und kam leider viel zu spät zurück. Denn die 1,5 Lieder
welche ich von XIV Dark Centuries
aufschnappte waren sehr, sehr vielversprechend und machten Lust auf mehr. Aber
da war das ganze Spektakel auch schon wieder vorbei und so tangierte ich nur
latent einen wahrscheinlich großartigen Auftritt.
Dafür nahm ich die volle Ladung Wolfchant mit, welche einen mit sympathischen, bayrischen Ansagen
begrüßten. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich groß dazu sagen soll. Der
Auftritt war in meinen Augen absolut gelungen und gehört für mich zu den
positiven Erlebnissen. Er wirft mich nicht vor Großartigkeit aus der Bahn, aber
wenn alle Auftritte zumindest nicht unter dieses Niveau fallen würden, könnte
man in Zukunft auf die Ausfälle ganz verzichten. Ganz gegen Ende störte kurz
das Getrommel von neben an, als Dark
Fortress übermotiviert schon ihren Soundcheck starteten.
Aber sie bekamen ihren Auftritt und ließen die Halle
gefühlte 10° kälter werden. Und für mich war dies, der Auftritt des Tages, des
Festivals schlechthin. Eine Black Metal Band tut sich nicht sonderlich schwer
damit, lächerlich zu wirken, wenn die hochkomplexe Balance aus Boshaftigkeit,
Grimmigkeit, Authentizität, Leistung und Ernsthaftigkeit maßlos aus dem
Gleichgewicht gebracht wird. Selbst blutspuckende Bestien sind zwar nett, aber
mal ehrlich – wer nimmt diese Show für bare Münze?
Und hier hat einfach alles gepasst, das Corpsepainting hat
1A ausgesehen, die Vocals waren abartig böse und mächtig, nichts war aufgesetzt
und das Ganze für mich sogar besser als die Alben. Mit denen hab ich mitunter
Anlaufschwierigkeiten, aber hier hat alles in einem Rutsch gepasst. Sehr, sehr
starker Auftritt!
Fejd waren da
gleich um Welten ruhiger und ihr Auftaktsong namens „Offerrök“ war der Ohrwurm
schlechthin. Ich hab absolut keine Ahnung was die da singen, aber könnte den
ganzen Tag den Refrain mitsingen in dem ich komische, fiktive Wörter bilde. So
war der Auftritt sehr stimmungsvoll, gut gelaunt, freudig und gesellig – aber
dieser permanente Fröhlichkeitszustand war auch zeitgleich seine Schwäche. Es
gab kaum Höhen und Tiefen, die Songs ähnelten sich auf Dauer viel zu sehr und
so macht das Ganze kurzfristig ordentlich Spaß, aber für eine Dauerbeschallung
ist dies viel zu wenig.
Die nächste Band verpassten wir – wahrscheinlich hatten wir
Hunger und stießen bei Skyclad
wieder dazu. Keine Ahnung warum die vom Publikum dermaßen heftig gefeiert
wurden, für mich war das nur ein nervtötendes Geklimper und Rumgegeige. Gefiel
mir absolut gar nicht und wurde daher konsequent umgangen.
Absu schepperte
munter drauf los während wir draußen überteuerte Nudeln aßen und generell wird
es wohl niemanden überraschen, wenn wie üblich das Essen recht billig in der
Qualität und teuer im Preis war.
Gesehen haben wir dann wieder Einherjer und die waren irgendwie recht cool. Das Konzert hatte in
meinen Augen eine recht große Bandbreite, von epischen Gesängen zu mitunter
sehr ungewöhnlichen, kauzigen Vocals. Zwar war nicht alles Gold was glänzte,
aber der Auftritt war im Großen und Ganzen recht stark…
ABER!
… die Band, das Publikum und alle hätten es verdient gehabt,
auch NUR Einherjer zu hören. Keine Ahnung welch egozentrischen Arschlochtripp Moonsorrow geritten haben, mit dem
Soundcheck schon beim zweiten Lied von Einherjer zu starten und konsequent eine
Stunde lang massiv zu stören. Keine Ahnung ob der Tontechniker taub war, aber
ich hätte Moonsorrow eiskalt und so was von den Saft abgedreht. Wir saßen recht
mittig hinten auf der Tribüne und andauernd hörten wir, wie Moonsorrow
dazwischen trommelt und spielt. Das war extrem störend und macht man einfach
nicht.
Folglich hatte ich auch nicht mehr sonderlich viel Lust auf
Moonsorrow, weil sie sich jeglichen positiven Kredit vom Konzert neulich in
Aschaffenburg somit absolut zerstört haben. Denn arroganter Weise brauchte
Moonsorrow dann keinen Soundcheck. Nein! Moonsorrow brauchen keinen Soundcheck.
Moonsorrow lassen die Bühne 10 Minuten lang leer stehen und blenden lieber die
Zuschauer mit den behindert grellen Scheinwerfern. Moonsorrow kommt auf die
Bühne und der Sound sitzt – NICHT! Denn trotz der Unverschämtheit, einer Band
mit dieser Aktion den Auftritt kaputt zu machen, waren die Vocals Anfangs
wesentlich zu leise.
Alles in allem war der Sound um einiges weniger dreckig
sondern epischer als in Aschaffenburg, trotzdem waren sie dort besser und
überhaupt hab ich keine Lust die Band nach so einer Arschlochaktion bezüglich
diesem Abend irgendwie zu loben…
Wir gingen dann recht früh zu Stein und versuchten zu
schlafen, was dank den aufmerksamen und zuvorkommenden Mitfestilanten natürlich
hervorragend funktionierte. Als ob – die Egomanen campten mit Stühlen dort die
ganze Nacht und ach fu einfach…
Zum Glück konnten wir somit aber den Machenschaften der
Security entgehen, welche um 3 Uhr Nachts vom Gelände flogen. Genau, die
Securitys!
Ich persönlich hatte keine Probleme mit den Securitys – sie
waren zwar scheißunhöflich und unfreundlich und skandierten verbal oder durch
Haltung offen, dass sie absolut keine Lust auf dieses Festival hatten und
passten auch optisch 0 dazu, aber okay.
Im Nachhinein erfuhr ich von räuberischer Erpressung,
Beleidigungen, Drohungen, Gewaltanwendungen und sonstiges seitens der
Sicherheitsfirma. Und das äh… geht überhaupt nicht! Das Statement der Firma
dazu ist eine Sauerei allererster Güte, aber immerhin scheint der Veranstalter
da was unternehmen zu wollen. Weil so was kann sicherlich den Spaß verderben.
Alles in allem trotz einiger Tiefen ein gelungener Festival
Auftakt für das Jahr 2012.
Grüße entfallen an dieser Stelle aufgrund fehlender Menge besonders
grüßenswerter Menschen, viel mehr nutze ich diese letzten Sätze um dem leider
auf dem Festival verstorbenem, 27-jährigen Mann zu gedenken. Ruhe in Frieden!