Der Bericht ist einfach viel zu lang, daher hübsch aufgeteilt in drei Teilen inklusive ausführlichen philosophischen Ansätzen und Hasswutanfällen. Ein Bericht, mitten aus dem Leben gegriffen:
Summer Breeze Festival 2012 – 16ter August @ Dinkelsbühl - Teil 1/3
Summer Breeze Festival 2012 – 17ter August @ Dinkelsbühl - Teil 2/3
Summer Breeze Festival 2012 – 18ter August @ Dinkelsbühl - Teil 3/3
Von wegen Pause! Sonntagmittag
vom Party.San heimgekommen, hieß es gleich am Montag und Dienstag arbeiten,
Mittwoch in der Früh Berufsschule und dann sofort losdüsen.
Soweit der Plan. Da das gebuchte
Auto allerdings erst ab 17 Uhr frei war und das ganze noch beladen werden hätte
müssen, inklusive diverser Einkäufe (Gaskocher/Fahnenstange/Wärme-Kältefolie)
und Anfahrtszeit, rechneten wir eine Ankunft in tiefster Nacht aus und
verlegten unsere Abreise auf Donnerstag morgen um in Ruhe alles vorher schon
erledigen zu können.
Zieht man noch das Gewitter in
Betracht, welches in dieser Nacht aufzog – gar nicht mal so schlecht.
Dabei verpassten wir nicht
sonderlich viel, ein Haufen unbekannter Newcomer, Zeug welches uns nicht
interessierte und Rage (erst vor
kurzem gesehen), Tankard (kein
Pflichttermin) und Graveworm (schon
einmal live gesehen).
Also ging die Fahrt am
Donnerstag los, hatte allerdings einen verheerenden Nachteil. Wir campten auf
„N“. Auf „N!!!“ Und auch nicht vorne bei N, sondern ganz hinten
auf N was heißt, dass es sogar auf O teilweise kürzere Wege gab und O war schon
maximalst gefickt.
Laufzeit vom Campingplatz zur
Bühne inklusive Einlassschleuse, hochgerechnet im Durchschnitt 30 Minuten. Kurz
mal Bier holen war also definitiv nicht!
Erste Band war wenig
überraschend? Agrypnie – Die Band
sah ich jetzt zum 4ten mal live, den Sänger in letzter Zeit weitaus öfter. Der
Auftritt war durchweg gelungen, wenngleich mal wieder viel zu kurz. Beim Facebookvoting
wurde noch mein Lieblingslied „Morgen“ gepickt, Band war super drauf – ein mehr
als gelungener Einstieg.
Von der Merchmeile aus, konnte
noch recht gut Epica angehört werden
und hier und da bot sich mir noch ein Blick auf die Leinwand. Die Bühne selbst
konnte ich natürlich nicht sehen. Wollte ich aber ehrlich gesagt auch gar
nicht, da mir gehörtes schon nicht gefiel. Viel zu fades Gedudel ohne irgendwie
griffig zu sein.
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N war auf dem Bild, ganz, ganz links hinter dem Wald.
Sehr ruhige Wohnlage und fernab vom Berufsverkehr |
Jetzt kommen wir zum
angesprochenem Problem: Ziel war es, kurz zum Auto gehen, was futtern, was
trinken, auf’s Klo zu gehen und Alcest anschneiden
um dann rüber zu Iced Earth (DER
PFLICHTTERMIN schlechthin!) zu wechseln. Zeitfenster, knapp unter 80 Minuten.
Aber da war ja „N“. Realität sah
folgendermaßen aus: Alcest komplett
streichen und hektisch zur Main Stage hetzen und gerade noch so während dem
ersten oder zweiten Lied einen guten Stehplatz direkt in der zweiten Reihe
hinter dem Wellenbrecher zu finden. Und da waren sie…
Iced Earth: Ich war ehrlich gesagt richtig gespannt auf diesen
Auftritt und wie sich der neue Sänger schlug, ein zugegebenermaßen sehr wunder
Punkt bei mir. Die Band hat einen viel zu wichtigen Stellenwert in meinem
Leben, war so gesehen der Ausgangsimpuls meiner ganzen metallischen
Entwicklung, als dass ich da über einen Sängerwechsel einfach so hinwegsehen
könnte. Als beinharter Barlow Anhänger hatte ich meine Probleme mit Owens, der
zwar technisch einwandfrei, wenn nicht sogar überlegen war – stimmlich aber in
meinen Augen nicht die passende atmosphärische Tiefe besaß, welche eben genau
diese Band ausmachten.
Nachdem Barlow wieder zurück kam,
sah ich einer seiner letzten Auftritte live, bevor er wieder die Fliege machte.
Dieser war extrem geil und hängte die Messlatte eigentlich irgendwo unerreichbar
in den Himmel.
Das neue Album unter dem neuen
Sänger Stu Block konnte sich zumindest bewähren und bot auch wieder erfreulich
bessere Songwritingstrukturen. Block war dabei sehr gut in der Lage, wie Barlow
und gleichzeitig wie Owens singen zu können. Zwar nicht 100%-ig identisch, aber
sehr ähnlich, ohne einen Schuss Eigenständigkeit vermissen zu lassen. Doch wie
schlug er sich live und wie klangen alte Barlow Lieder, welche ich nur mit
Wehmut von Owens gesungen anhören konnte?
Vornweg sei gesagt, die Sicht
war theoretisch ideal – vor mir niemand großes, dank dem Wellenbrecher eine
genügend große Lücke, als dass ich sowohl direkt auf die Bühne als auch auf die
Leinwand schauen konnte. Nur die Sonne, ja die schien bereits tief stehend,
direkt in die Augen – die Bühne war für diese Uhrzeit katastrophal
ausgerichtet, so konnte das Konzert anfangs nur über die Leinwand erkennbar
verfolgt werden. Gesanglich, überraschend stark. Ein 1A Konzert der
Extraklasse, alte Songs konnten ohne Beigeschmack mitgeträllert werden. Hat
extrem viel Spaß gemacht und war mehr als nur sehenswert. Technisch Block
sicherlich auch leicht überlegen, nur leichte nostalgische und gefühlte Nuancen
trennen ihn noch von Barlow. Denn dieser bleibt für mich nach wie vor die Nr.1
– der beste Sänger von Iced Earth schlechthin. Und wenn dieser nicht ist, dann
ist Stu sicherlich der bestmögliche Ersatz. Damit war der Tag, die Woche, das
Festival – meine ganze heile Metalwelt gerettet und der Band wird weiterhin mit
Euphorie die Stange gehalten. Geiler Auftritt, vielen Dank!
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Das Gerücht von ungepflegten Festivalbesuchern
ist natürlich an den Haaren herbeigezogen, wie
diese gründlich-schmerzhafte Bierrasur bewies |
Damit wäre genug gelobt worden,
die nächsten Acts konnten nicht ansatzweise mithalten. Da wären zum einem Die Apokalyptischen Reiter, welchen ich
recht zwiegespalten gegenüber stehe. Sie haben ein paar gute Songs welche mir
recht gut gefallen, ansonsten lässt mich deren Musik relativ kalt. Kombiniert
mit dem generierten Hype zog das natürlich hauptsächlich die Art Publikum an,
welchem ich am liebstem aus dem Weg geh. Eine arme Frau dürfte noch auf einem
Schlauchboot sitzen und T-Shirts verteilend und sich von der lüsternen Meute
crowdsurfen lassen. Mir war das ganze etwas zu dämlich, daher sah ich mir das
während dem Essen aus der Ferne an. Qualitativ nicht wirklich zwingend…
Behemoth waren für mich auch nicht mehr sonderlich interessant, da
wir uns ewig weit vorkämpfen hätten müssen um irgendwo mitten im Getümmel
stehend nichts zu sehen. Auch hier stellte der distanzierte Blick fest. Gut,
aber im Endeffekt genau die gleiche Show wie eine Woche zuvor. Und so viele
Schippen hätten diese gar nicht nachlegen können um aus der Ferne noch besser
zu sein als bei der geilen Show auf dem Party.San in der Nähe. Als erneut
gesehen notiert, aber den für mich besseren Auftritt stets im Hinterkopf
gehabt.
Auf die nächste Band hatte ich
mich ebenfalls sehr gefreut, da ich Eluveitie
doch oft und gerne höre, bislang aber noch nicht live gesehen habe. Sicht
war soweit in Ordnung, klanglich konnte dies ebenso überzeugen … ABER(!!) … es
war nur noch nervend. Alle 30 Sekunden kam von hinten ein beschissener
Crowdsurfer an und das kotzt mich nur noch an. Von „einmal gemacht haben
müssen, weil geil“ kann nicht im Geringsten die Rede sein, wenn Mister
Unbekannt das dritte Mal in kürzester Zeit über einen hinwegtrampelt. Von
Konzertgenuss kann ebenfalls nicht die Rede sein, wenn andauernd jemand auf
einen niederzufallen droht und sich durch harte Stiefel Schläge gegen den Kopf
ankündigt. Das hat trotz Vorsicht mich, als auch meine Freundin getroffen der
zudem dabei noch ein Shirt kaputt ging.
Als dann noch das penetrante
Gemoshe losging war das Fass voll. Wir standen inmitten einer Gruppe kleinerer
Menschen, darunter auch viele Frauen und genau dort musste Vollgas reingestürmt
werden. Arschlöcher! (Und ihr Penner habt mir mein Ragnarök 2012 Bändchen
abgerissen!!)
Wir zogen daher verfrüht ab,
weil es einfach keinen Spaß mehr machte. Primär gehe ich auf ein Konzert wegen
der Musik und nicht weil ich mich permanent Prügeln will. Dafür reicht ein
kostenloser Hinterhof auch. Das Crowdsurfen und Moshen dazu gehört schön und
gut, aber es muss irgendwann auch mal Schluss sein. Was vollkommen fehlt ist a)
Rücksicht und b) Maß. Würde dies mal kurz passieren würde ich mich ja gar nicht
aufregen, aber wirklich die ganze Zeit… geht gar nicht!
Nach einer kurzen Zeit ging es
zu Ghost Brigade ins Zelt, von denen
ich letzte Woche ob des Sounds bitter enttäuscht wurde. Dieser stimmte diesmal,
trotzdem fand ich das Ganze ernüchternd, da hier zu 100% die gleiche Setlist in
der gleichen Reihenfolge gespielt wurde. Ein klein wenig Variation hab ich
schon erwartet, aber Fehlanzeige. Der Auftritt war nicht wirklich schlecht,
zerbrach aber an der immensen Erwartungshaltung meinerseits. Den wahnsinnig
guten Gig drei Jahre zuvor am gleichen Ort werden sie wahrscheinlich nicht mehr
toppen können, werden von mir aber genau an diesem gemessen.
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Sucht mal hier einen Orientierungspunkt. Viel Spaß... |
Damit sind Ghost Brigade nicht
allein konfrontiert. Ich hab in recht kurzer Zeit erstaunlich viel davon live
gesehen, was ich auch privat am liebsten hör. Wenn ich bei last.fm meine Top20
Charts anschaue, habe ich 13 Bands davon schon live gesehen, die 14te ist
demnächst möglich. Das heißt ich hab fast alles für mich relevante schon
gesehen und es läuft lediglich auf Wiederholungen hinaus, welche großartige und
einzigartige Momente insofern relativieren, dass sie oft nicht mehr in dieser
Einzigartigkeit und subjektiven Qualität erreicht werden. Das macht sie zwar
zum Einem zu etwas sehr besonderen, zum Anderen schmälert es aber den Spaß an
der Wiederholung, da es durch die nostalgische Überhöhung des Vergangenen dem
Gegenwärtigen unnötig und unmöglich schwer macht.
Bevor ich mich jetzt aber
vollkommen in philosophischen Gedanken verliere eine Band – Deathstars. Auch diese Band spielte
2009 schon, wurde von mir aber verpasst und diesmal nachgeholt. Und was soll
ich sagen, die Band groovt ordentlich und bot eine ausgezeichnete Show. Die
bunte Mischung aus Industrial und Gothicmetal mit einer leicht an Marilyn
Manson erinnernden Attitüde funktionierte wunderbar und besaß eine erfrischende
Eigenständigkeit. Vor allem der Bassist überraschte mich positiv mit seinem
Gesang, der um ein vielfaches mächtiger und böser klang, als ich es von den
Liedern gewohnt war. Ein wahrlich gelungener Auftritt der mir viel Freude
bereitete.
Zwischendurch hatten wir durch
einen simulierten Ohnmachts- oder Schlafanfall eine kleine Gruppe lustiger
Menschen angelockt und nachdem ich mehrfach erfolgreich „Besitzansprüche“ *g*
klar stellen musste, wurden wir zunehmend vom mysteriösen Absperrband
umzingelt, welches ständig aus dem Nichts auftauchte und uns vertreiben wollte.
Da wir uns dann doch nicht mit
der Security anlegen wollten, strandeten wir erst am teuren Zapfhahn und
schließlich im Zelt wo Farsot auf
der Bühne standen. Und keine Ahnung was für unterschwellige Töne die in petto haben,
jedes Mal wenn ich Farsot sehe, habe ich danach keine Ahnung was und wie genau
das überhaupt war. Alkoholische Einflüsse schließe ich diesmal sogar vehement
aus, denn für eine ordentliche Basis war mir das Bier mit 3,30€ für 0,4 Liter
zu teuer und „N“ zu weit weg! Was ich weiß ist, dass mir der Auftritt gefiel –
detaillierte Bemerkungen kann ich dazu warum auch immer, aber nicht abgeben.
Die Frage „war’s er?“ konnte auch nicht eindeutig geklärt werden - am Party.San
wollte mir ein möglicher Bärenaufbinder weiß machen, dass er nächste Woche bei
Farsot auf der Bühne steht. Da seine Freundin bei Cannibal Corpse singt, hatte
ich ihm das gutgläubig geglaubt… warum auch nicht?
Was danach folgte ist die
inoffizielle Fortsetzung von Homers Odyssee und wurde als „der geheime Weg“
bekannt. Bei einer wahrlich kühlen (12°) und schrecklich nebeligen Nacht,
irrten wir eine geschlagene dreiviertel Stunde im Kreis umher, auf der Suche
nach unserem Zelt. Fixpunkte konnten dank dem Nebel nicht wirklich erkannt
werden, eine deutlich schwächere Beleuchtung bei den abgeschobenen Plätzen tat
ihr übriges dazu. Die Bezeichnung „der geheime Weg“ beruht dabei darauf, dass
der Weg wirklich kompliziert war. Von der geteerten Straße aus, musste an der
richtigen Stelle auf eine halb ausgetrampelte Wiesengasse gewechselt werden,
von der man irgendwann einfach links abzweigen musste, da sich dort weitere,
garantiert nicht ordnungsgemäße Zwischengassen auftaten, an deren Ende sich
unser Ziel befand. Und genau dieser letzte Wechsel war nicht immer
einleuchtend, da absolut willkürlich und gar nicht eben, sondern recht
abgesenkt. Wir verirrten uns daher noch mehre Nächte und auch tagsüber, nannten
es aber entschuldigend immer einfach „den geheimen Weg“.
Die ersten beiden Bilder sind der offiziellen Summer Breeze Homepage entnommen. Rest wie gewohnt selbst geschossen.