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Frontcover |
Heuer steht einer meiner Lieblingsbands auf der Matte,
welche bis dato meine meistgehörte Black Metal Band ist und sich mit Swallow
the Sun Platz 1 der am häufigsten Live gesehenen Bands teilt. Zur
Bandgeschichte sei nur so viel vorweg genommen, dass sie indirekt in die
Fußstapfen von Nocte Obducta trat, welche ich damals schon gerne hörte. Mit der
„Nachfolgeband“ Dinner auf Uranos konnte ich nie wirklich so viel anfangen,
ganz anders war es da dann schon mit Agrypnie welche der Sänger Torsten im Alleingang
auf die Beine stellte. Und darum soll es nun gehen…
Der Albumtitel harmoniert schon mal wunderbar mit der
Bedeutung des Bandnamens, mal sehen was da das „Intro“ zu bieten hat. Dieses startet sehr sphärisch und
windig-wispernd um dann in vertraut wirkenden Gitarrenmelodien aufzugehen. Hier
ist der Einfluss von Nocte Obducta noch mehr als augen- bzw. ohrenscheinlich,
die einsetzenden Drums wird der Experte sicherlich als von der Konserve
ausmachen – mich stört dies aber nicht weiters zumal es im Verlauf noch
durchaus seinen eigenen Reiz entwickelt. Das Stück nimmt kurz Fahrt auf,
beruhigt sich und leitet nahtlos in Track 2 über. Noch nett… 6,5 Punkte
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Erschienen bei: Supreme Chaos Records EAN-Nr.: nicht vorhanden Katalog-Nr.: SCR-CD023 |
Da ich aber nicht auf nur „nett“ stehe, steigert sich
folglich „Und Führet Mich Nicht In
Versuchung“ und brettert gleich los. Lyrics sind hierbei sehr gut zu
verstehen, das Lied ist zügig und geht trotz leicht progressiven Ausflügen
dennoch sehr direkt nach vorne. Mit dem Rhythmuswechsel kurz vor Minute 2 wird
es aber noch wesentlich interessanter und treibt den Hörer regelrecht vor sich
her. Wirklich interessant gestaltet, vorwärts drängend und eindeutig stärkstes
Wiedererkennungsmerkmal des Liedes. Dazwischen hämmern die Drums gnadenlos
durch, die Gitarren erzeugen hierbei wechselnde Stimmungsbilder und werden mit
latent epischen Anflügen von obig angesprochenem Rhythmus in die Stille hinaus
eskortiert. Im Anbetracht der Tatsache, wie oft ich dieses Lied früher gehört
hatte und welchen Sog es zu erzeugen wusste, runde ich – zwischen zwei Noten
stehend wohlwollend auf glatte 8 Punkte
auf.
„Auf Den Nackten
Korridoren“ lässt sich wieder mehr Zeit und versprüht schon eine gewisse
Kühle bevor Gesang und Drums einsetzen. Die melancholische Resignation wird
überwiegend durch die als sehr schleppend empfundene Dynamik erzeugt und
erstmals punktet der Drum-PC allein durch seine sterile Ausstrahlung. Das passt
perfekt ins lyrische Konzept, als auch in die Umsetzung. Hier kann noch so oft
progressiv umgeschwungen werden, es entsteht keine Wärme sondern nur maschinelle
Kälte. Die Wechsel sind nett aber in meinen Augen nicht zwingend und etablieren
für mich persönlich viel mehr nur die Stimmung um im Folgesong darauf aufbauen
zu können. 7,5 Punkte
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Absolut stimmige Gestaltung, sachlich und nüchtern dennoch vielsagend... |
Dieser hört auf den Namen „Cogito Ergo Sum“ – ist zudem der längste Song des Albums und
markiert für mich eine Art Kernstück. Die Gitarren benötigen hier nicht viele
Riffs, erzeugen aber wieder einen sehr schleppenden und depressiven Sound. Der
Doublebase unterlegt das ganze wunderbar dezent und passend, mehr betonend als
bestimmend. Ungefähr in der Mitte des Songs nimmt der Song dann wieder Tempo
auf um sich wunderbar wieder in verschiedenen Stimmungsbildern zu lösen.
Klagend, verzweifelnd, einsam und ob der Situation dennoch hilflos wütend,
erschöpft und matt. Dieses hoffnungslose Ringen wird wunderbar dadurch
inszeniert, dass trotz vieler, vieler Ansätze und progressiver Elemente – jede
Energie immer wieder zum Grundthema oder ähnlich klingender Spektren
zurückkehrt, fällt und ebenso endet.
Verdient allein die Stimmung schon höchstes Lob, gewinnt die
Inszenierung und Komposition enorm an Tiefe und Substanz – sicherlich keine
überraschenden 10 Punkte!
Dass das „Kerkerseelenwanderung“
kaum noch toppen kann dürfte klar sein, daher wurde hier auch eine andere Idee
verfolgt. Ist der Anfang noch ruhig und verspielt, irgendwo zwischen „Intro“
und etwas eigenem – so explodiert die Chose plötzlich nach fast 2 Minuten in
einem extrem treibendem und eingängigem Rhythmus. Dieser Song geht volles
Kommando nach vorne und streut fast schon beiläufig eine Gitarrenmelodie nach
der anderen. Melodie ist hierbei natürlich immer schamlos untertrieben,
Szenerie wäre das passende Wort. Leider verliert sich das Ganze ein klein wenig
im Mittelteil, gewinnt aber am Ende wieder durch stärkerer Akzentuierung an
Dynamik und Prägnanz. Des Eingangs prägender Rhythmus rundet gelungen ab. 8 Punkte
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Weil es so schön ist, hier noch ein weiteres Beispiel |
Ziellos verwirrt mutet „Spiegel?“
an. Ohne gewohntes Vorspiel hämmert der Wahnsinn drauf los, fängt sich aber
kurzfristig in suggerierten Ruhepausen, welche de facto aber nichts wesentlich
an der irren Geschwindigkeit der Drums ändern. Diese - Warnung laienhafte
Mutmaßung – werden durch ächzende Synthie Klängen vertieft, die Basedrum hat
bis dato aber längst wieder volle Fahrt aufgenommen. Gegen Ende hoppelt der Rhythmus
noch ein wenig was hier vollkommen positiv gemeint ist, die Klänge verbinden
sich und eindrucksvoll neigt sich das Lied dem Ende zu. 7,5 Punkte
Gewohnt kritisch geht es mit „Masken“
und ihrer Wahrnehmung weiter. Die Töne knallen flott aus den Boxen und auch
hier zeichnet sich das Lied durch wechselnde Dynamik und fließende
Stimmungswechsel aus. Mal beiläufig, mal oberflächlich angedeutet und dann
wieder Räume öffnend und tief, sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund.
Deutlich zu erkennen wenn sich das Schlagwerk leicht zurück nimmt, leiser wird
und 7,5 Punkte
wieder auftaucht – aber auch sonst in den Zwischentönen erkennbar.
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Backcover und Tracklist |
„Glas“ fühlt sich im Gegensatz irgendwie leicht dumpf an, steht
damit stark im Kontrast zur lyrischen Aussage, welche mit ziemlich spitzen
Schilderungen aufwartet. Fühlt sich nicht unbedingt kalt, aber leicht be-
und/oder sogar richtig gefangen an. Was am Ende – „Jeder Halt nach dem du
tastest. Schneidet tief in wunde Hände“ doch irgendwie wieder passt. Sagt mir
persönlich aber nicht ganz so zu. 6,5
Punkte
Wer sich so viel Mühe mit den Texten gibt und soviel Aussage
zu erzählen hat, kann sein letztes Lied getrost auch „Outro“ nennen. Und auch wenn hier nichts gesungen wird, erzählt es
dennoch allein durch Klang und Stimmung sehr viel. Von Traurigkeit und
Einsamkeit, von Monotonie, von Abschied, von Vergangenheit und Nostalgie, von
Ferne und Distanz, von Kälte, von Leere und ganz wichtig von „spiel mich bitte
noch mal von vorne ab“. Und wenn dass das Schlusslied schafft, dann ist das
doch ziemlich gut. 8 Punkte
Cover:
Schlicht und einfach eine in Grautönen gehaltene, kalte und
unattraktive U-Bahn Haltestelle. Nicht spektakulär, auch nicht wirklich
besonders aber unglaublich effektiv und beschreibend. Das was man sieht und wie
das Bild wirkt, genau das bekommt man auch geboten. Sehr treffend und damit
auch vielsagend, perfekt gewähltes Motiv als auch Farbgebung und Lichteffekte.
Sehr gute Wahl…
Und auch der Rest knüpft genau da an. Seien es Bilder von
Hochhausfassaden, leeren Gängen, Brücken oder Tunneln – das Konzept ist von
vorne bis hinten in sich geschlossen, die Farben gräulich bis hin zu leicht
braun, die kompletten Lyrics auf der anderen Seite ohne weitere Details
nüchtern und kahl präsentiert.
Die Aufmachung des Digipacks ist sinnvoll und gut gestaltet,
hochwertig und Worte sind da praktisch überflüssig – es spricht für sich und
ist perfekt auf das Album ausgerichtet. Musik Hören und gleichzeitiges
Durchblättern macht Spaß, weil es eben aufeinander zugeschnitten ist. Selten
solch stimmige Gestaltung gesehen welche mit Höchstnoten zu honorieren ist.
Fazit:
Abschließend ein wahrlich in sich geschlossenes Werk,
welches zwar noch deutliches Steigerungspotential hat, aber schon sehr gut
vorlegt. Im Unterschied zu Nocte Obducta um ein vielfaches direkter, keine ewig
lang ausschweifenden Parts und wenn, dann selten ruhig sondern immer mit dem
Fuß an der Schießbude. Viel eingängiger und lyrisch vollkommen überzeugend.
Dennoch oder sogar und trotzdem enorm tief und variationsreich, innerhalb des
Stücks wie auch über das Album verteilt. Und klar werden
Geschwindigkeitsrekorde anderswo gebrochen und klar ist dies kein arttypischer
Black Metal, sondern ein sehr moderner und melodischer, aber ein sehr
interessanter und guter. Nicht bombastisch, nicht glatt geschliffen und auch
nichtsymphonisch überladen, sondern ehrlich und direkter. Und mag die
Produktion ob des künstlichen Schlagzeugs passagenweise kalt und steril
klingen, worüber man sich sicherlich vorzüglich streiten kann. Selten hat es
besser gepasst, musikalisch wie auch optisch – praktisch in allen Belangen…
Gesamtergebnis: 8,42
Gesamtspielzeit: 51:48
Durchschnittsdauer: 5:45
= doppelte Wertung für Song 4
Liedqualität: 7,95
(3x)
[ 6,5 + 8 + 7,5 + (2*10) + 8 + 7,5 + 7,5 + 6,5 + 8] / 10 = 7,95
Cover: 9,75 (1x)
Cover: 9,5
Lyrics: 7/7 = 10
Aufmachung: 9
+ Digipack 1 = 10
Abwechslung: 8,5 (1x)