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Frontcover |
Avantasia ist das Nebenprojekt des Edguy Sängers Tobias
Sammet und da ich letztere circa ein Jahr zuvor für mich entdeckt hatte und als
gut empfand und diverse metallische Printmedien mehr oder minder einen kleinen
Hype generierten und ich damals dafür noch latent anfällig war, stieß ich
unweigerlich auf Avantasia. In der CD Auslage einer Drogeriekette meines
Vertrauens, lächelte mich auch kurz danach diese Scheibe an und köderte mit
einem Schnäppchenpreis von gerade einmal 5,99€. Das ließ meinen Geldbeutel
erleichtert aufseufzen und zudem stand dort auch noch was von sinngemäß – „ein
halbes Album zum Preis von nur einer EP!“. Wenn das kein Argument ist… !!!
Im Nachhinein natürlich absolut nicht! 6 Songs von denen
eines doppelt ist, ist auch nicht viel mehr als eine Single und mit Part 1 – um
eben das „halbe Album“ zu vervollständigen lande ich laut Adam Riese bei 11,98€
und schon ist es eben nicht mehr so superduber preiswert. Das ändert zwar
nichts an der Musik, inzwischen ärgert mich aber diese Vermarktungsstrategie
und aus heutiger Sicht, hätte ich diese EP nie gekauft und wäre wenn, dann
gleich auf ein komplettes Album um- bzw. erst eingestiegen.
Der langen Worte sollen Taten folgen, wir starten mit Track
Nr. 1 namens „Lost In Space“.
Dieses startet sehr harmonisch mit Klavier- bzw.
Keyboardklängen und kurz angeschlagenen Gitarrensound welcher allein schon
vorwärts treibt, dann aber noch zusätzlich vom Schlagzeug unterstützt wird um
gleich in einer Art Finale, bzw. eben den Refrain umschlägt. Das ganze wirkt
einfach groß, deutet dezent Streicher und dergleichen an – kommt opulent, nicht
aber erschlagend daher. Stimmlich überzeugt Sammet von Anfang an, die Nummer
ist in meinen Augen aber doch sehr soft und könnte genauso gut das Label Rock
denn Metal tragen. Radiotauglich? Bedingt, aber dazu gibt’s später andere Tracks
welche eher hierzu heran gezogen werden könnten. Das Lied hat definitiv
Ohrwurmqualitäten, setzt sich fest und ist auch angenehm zu hören, mir aber ein
Ticken zu gefällig. Da wäre die Chance für wesentlich mehr Drama und Epik drin
gewesen. 7 Punkte
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Erschienen bei: Nuclear Blast GmbH EAN-Nr.: 727361199128 Katalog-Nr.:
NB 1991-2 |
Es folgt „Promised
Land“ welches im Kontrast dazu gleich wesentlich flotter einsteigt und
gerade vorne raus geht. Das Schlagzeug ist dezent treibend, die Gitarren ein
wenig verspielter ohne aber gleich progressiv zu sein. Der Refrain ist wieder
sehr harmonisch und eingängig. Der Wechsel in ruhigere Gefilde kurz vor der
Hälfte tut dem Lied gut, gibt Sammet die Gelegenheit seine Gesangskunst zur
Schau zur stellen und verhindert, dass das Lied sich vor dem Ende schon
ausgespielt hat. Passend dazu die platzierten Gitarrensolos welche dem Lied
eine weitere Schattierung geben, bevor das Stück wieder in die Ausgangsthematik
findet. Das ist doch recht nett gemacht. 7
Punkte
„Dancing With Tears
In My Eyes” kommt einem dann doch irgendwie bekannt vor. Richtig, das ist
ein Cover von Ultravox. Ob man die kennt ist egal, das Lied wird man im
Original aber sicher schon mal gehört haben. Mein Problem dabei, es ist gut
gecovert – keine Frage und passt von der klanglichen Umsetzung durchaus in die
Tracklist. Dennoch finde ich, dass die vorangegangene Dynamik eine andere war
und dass wirkt somit auf mich unweigerlich etwas uneigenständig. Die Umsetzung
ist nicht unauthentisch und wäre wahrscheinlich „ähnlich“ selbst komponiert
worden, kommt der Urversion aber in meinen Augen viel zu nah. Das muss in der
Regel nicht zwangsläufig schlecht sein, aber in so einer „Schnupper-EP“ will
ich doch möglichst den Künstler kennen lernen und nicht Künstler, welche der
Künstler kennt und gerne nachspielt.
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Booklet soweit okay, wie man aber recht sieht bzgl. Infos von Coversongs recht spärlich... |
Die Königsklasse ist es für mich, ein Lied zu covern und so
zu verändern, dass man den Ursprung noch kennt aber es auch so wirkt, als hätte
es der betreffende Künstler genau so auch geschrieben, wäre es seine eigene
Kreation gewesen. Dann habe ich zumindest das Gefühl, dass hier nicht nur nachgespielt
wird, sondern auch bewusst damit auseinander gesetzt wurde und evtl.
nacharrangiert wurde. Das kann in die Hose gehen, im Erfolgsfall aber ein
bestehendes Lied noch um ein vielfaches erweitern. Ich will hier auch gar nicht
unterstellen, dass diese Arbeit nicht erfolgte – für mich persönlich kommt
davon aber zu wenig rüber und kombiniert mit keinem super, dennoch einem
durchaus brauchbaren Lied finde ich 5
Punkte fair und auch angemessen. Aber das zum Beispiel, könnte ebenfalls
prima 1A im Radio laufen.
„Scary Eyes“ ist
dann wieder eine Eigenkreation und erinnert mich gleich stark an Edguy was
jetzt sicherlich nicht sooo verwunderlich sein dürfte. Allerdings nicht gerade
in bester Manier. Ein simples Midtempo Stück welches zwar kein Reinfall ist,
aber dennoch nicht wirklich was im Vergleich zu anderen Power/Heavy Metal
Stücken reißen dürfte. Dafür ist der Aufbau des Songs zu gewöhnlich, zu
ordinär. Eher nett, mehr aber auch nicht. 5,5
Punkte
Und nein wir sind in keiner Karaokebar, aber „In My Defense“ ist schon wieder ein
Cover. Diesmal ganz ruhig und episch gehalten und hier merkt man die
Individualität ganz klar an der Stimme. Diese steht hier nämlich an vorderster
Front und wird nur von Klavierklängen und leisen Drums begleitet, eingerahmt in
einem kleinen „Orchester“. Und von Freddie Mercury unterscheidet sich Sammet
dann doch um mehr als nur Nuancen. Das ist nicht zwingend negativ gemeint,
höchstens Puristen könnten etwas zu meckern haben. Wenn sie aber ehrlich sind,
müssten sie sich eingestehen, dass dieses Cover standhält. Frevel hin oder her,
mehr als 6,5 Punkte gibt’s von mir
aber dennoch nicht.
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Backcover und Tracklist |
Und der sechste und letzte Song ist, hoppla – kommt mir
etwas bekannt vor: „Lost In Space [Alive
At Gatestudio]“. Das Unterscheidet sich vom ersten Lied nicht wesentlich
außer dass vielleicht die Drums komplett fehlen, klingt aber durch einen
leichten Hall irgendwie wärmer, direkter und dennoch tiefer und epischer, nicht
ganz so glatt gebügelt und in Hochglanzsound verpackt. Auch das Duett geht viel
besser auf und schafft einen leicht mystischen Zauber. Zudem dauert es gut 40
Sekunden länger, klingt langsamer aus und in der Stille hinaus wird noch
irgendwas geredet was noch ein paar Mal hallt. Das bringt zwar dem Lied nichts
mehr, schließt aber so mehr oder weniger symbolisch die EP – darf also
berechtigt so sein. Da mir diese Version sogar besser gefällt, wäre es unfair
und/oder gar unlogisch hier Punkte zwecks Wiederholung abziehen, aber
vorsorglich habe ich dafür ja noch eine andere Rubrik. Daher mal noch 8 Punkte zum Abschluss.
Cover:
Nicht dass das Wort langsam inflationär verbraucht wird,
aber auch dieses finde ich äußerst unspektakulär und nichtssagend. Die Farbe
ist vielleicht ganz nett, ansonsten erinnert mich das Muster an irgendwelche altbackene
Tapeten oder soll das klassisch wirken? In dem Stil ist auch das komplette
Booklet aufgemacht, was sicherlich homogen und in sich stimmig ist, Fotos sind
soweit auch ganz nett und okay – aber ganz großes Kino, dafür soll Avantasia
laut Hörensagen u.a. stehen – ist das aber nicht. Vollkommen ausreichend, mehr
nicht.
Lyrics sind zum Teil vorhanden, von den Coversongs aber
leider nicht. Auch die Infos diesbezüglich finde ich etwas spärlich. Die Namen
sehen mir mehr nach Rechtinhaber, denn nach Bandnamen aus. Gut ist vielleicht
kleinlich, fällt mir aber unter anderem auf. Von 6 Liedern, bei denen sich 5
vom Text unterscheiden (1 & 6 wie gesagt der selbe Song) sind also 3 Texte
dabei.
Als Entschädigung gibt es da aber dann immer noch einen
Bonus/Multimedia Part auf der CD. Zuletzt schlugen sich hier die Scorpions mit
„Humanity – Hour I“ recht schlecht, wie sieht es hier aus? Hier wird mir ein
Media-Player, „The Road to Avantasia“ Studio Report und eine Slide Show /
Wallpaper versprochen.
Definitiv besser, wenngleich nicht unkomplizierter! Starte
ich die CD öffnet sich auf Anfrage (Autostart habe ich bewusst deaktiviert) der
Avantasia Player CD Startup. Dieser ist automatisch minimiert, lässt sich nicht
vergrößern oder verschieben und ist halb so breit und hoch wie der Monitor und
platziert sich automatisch zentral. Er gibt mir zur Auswahl die „Audio CD“
abzuspielen oder das „Video“. Das Video ist ein Bonusvideo zum Song „Lost in
Space“ und hat mit dem Studio Report absolut nichts zu tun. Eigentlich noch ein
weiteres, hier nicht extra angekündigtes Bonusvideo. So lässt man sich
natürlich gerne überraschen. Nur vergrößern lässt es sich partout nicht, kann
also nur über den halben Bildschirm gesehen. So sieht die Auflösung aber auf
jeden Fall relativ gut aus, zumal ich keinen riesengroßen Bildschirm habe. Da
ich es nur halb sehe, gibt’s aber auch nur die Hälfte der Punkte. Die Lieder am
PC über einen extra Player zu hören ist aber witz- und/oder sinnlos, dafür
gibt’s nix zumal er mir nur den Windows Media Player öffnet um dann nichts
abzuspielen?! Den Avantasia Mediaplayer wollte ich nicht installieren, hätte
zwar testen können inwiefern man den auch wieder ohne Rückstände löschen kann,
aber dazu hatte ich nicht wirklich einen Nerv für. Dazu hätte ich mich auch
zudem noch registrieren müssen, ganz koscher schien mir das nicht. Gibt halt
auch noch mal einen halben Punkt dazu, mehr aber auch nicht.
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Hier die "Komplett-Lösung" Das kann man zwar aufgrund logischer Schlussfolgerungen finden - aber toll ist dieser "Aufbau" auch nicht wirklich... |
Aber wo ist jetzt der Rest? Wunderbar versteckt diese
Viewer.exe Datei in einem extrem unübersichtlichen und verschachtelten
Ordner-Labyrinth. Ich habe es zwar relativ schnell gefunden, aber gehen wir von
einem absoluten Laien aus – wirklich katastrophal versteckt. Punktabzug!
Dann öffnet sich ein weiterer Player, der Avantasia Player und
dieser wartet mit einigen weiteren Extras auf und kann zudem maximiert werden!
Zum einem eine Biographie (About) auf Deutsch ;p – vier Bildern als Hintergrund
Menü, 3 Wallpappern in 3 verschiedenen Auflösungen 1024x768, 1280x1024 und
1600x1200 – den 7 minütigen Studioreport und eine ungefähr 4 Minuten dauernde
Slideshow. Dazu gibt es Weblinks zur Bandhomepage und zu Nuclearblast,
lustigerweise sogar eine FAQ mit Anleitung wie man verschiednes bedient.
Updaten auf neuere Bilder und dergleichen soll man dies auch können ABER – „Du
musst den Player erst von der CD auf deiner Festplatte installieren, um die
ausgeblendeten Optionen einstellen zu können“ – sprich Screensaver funktioniert
ohne Registrierung und Installation nicht, Update auch nicht? Zumindest finde
ich sonst nichts, was von alleine funktionieren würde und die FAQ hat mich da
hingeleitet. Irritierend auch hier der Player der offensichtlich ebenso Songs
abspielen sollte, mir aber immer meldet „Keine CD eingelegt“ – aber worüber
sonst habe ich das hier gestartet?
Es gibt viele gute Ansätze, manches ist auch gelungen und
durchdacht – aber so ganz zuverlässig und unkompliziert funktioniert das auch
wieder nicht.
Fazit:
Musikalisch geht die CD durchaus in Ordnung, nichts
umwerfendes aber auch nicht schlechtes – nur die schon erwähnte Vermarktung
geht mir auf die Nerven. Was einem hier groß als billiges Halb-Album verkauft
wird, ist im Endeffekt nichts anderes als eine Single-Auskopplung. Dreimal darf
geraten werden, was nämlich im nächsten Album „The Scarecrow“ in der Tracklist
ebenfalls vertreten war? Richtig, das Lied „Lost in Space“ welches hier zwei
Mal vertreten war, dazu noch 2 Coversongs – ergo ganze zwei (2!!!) neue Songs
auf einem Halbalbum? Auf der Lost in Space Part 1 ebenso vertreten –
Überraschung: „Lost in Space“. Warum also bitte nicht ein Lied auf ein Album
und zwei EP’s verteilen? *Ironie off*
Der Bonuspart ist ansehnlich, ich würde ihm auch nicht mal
vorwerfen lieblos zu sein, dafür steckt doch zu viel dahinter. Aber schlampig
ausgearbeitet und soweit ich weiß auf Part 1 ebenso enthalten. Dort gibt es
auch noch 2 Coverversionen, mehr oder minder ein Interlude und somit auch nur
zwei neue Songs. Ich finde das ehrlich gesagt nicht gerade fanfreundlich und
auch nicht nachahmenswert. Meine ganz subjektive Meinung. Musik okay, Rest und
das Umfeld definitiv nicht!
PS: Ich schieb das jetzt auch einfach in die Sparte „Rock“.
Gesamtergebnis: 5,68
Gesamtspielzeit: 24:45
Durchschnittsdauer: 4:08
Liedqualität: 6,50 (3x)
(7 + 7 + 5 + 5,5 + 6,5 + 8) / 6 = 6,50
Cover: 5,42 (1x)
Cover: 4,5
Lyrics: 4/6 = 6,67
Aufmachung: 4
+ Bonusvideo 1
- nur minimierte Ansicht 0,5
+ Media Player 0,5
- Registrierung notwendig 0,5
+ Studioreport 1
+ Slideshow 1
+ Wallpaper 1
+ Anleitung 1
- schwer zu finden 2
- nicht ganz fehlerfrei 0,5 =
6
Abwechslung: 4,5 (1x)
- störende
mehrfache Wiederverwertung! 1 = 3,5*