Donnerstag, 17. Oktober 2013

Wacken Open Air 2013 – 01/02/03ter August @ Wacken - Teil 1



Mein "Campingplatz" - könnte jetzt noch
zig Bilder des idyllischen und schönen Gartens
hinzufügen, aber srsly?

Wacken und ich – irgendwie eine recht lange, selten innige oder zärtliche und zudem eine bislang sehr unglückliche Beziehung, welche geprägt von Naivität und falschen Hoffnungen war. Chronologisch zurückgespult, fand ich es ca. 2004/2005 als ich echt noch frisch und unbedarft anfing meine Wurzeln im Metal zu schlagen – echt saumäßig cool, wenn irgendwo ein Bericht über Wacken kam. Es war viel mehr Faszination denn inhaltliche Tiefe. Denn dass diese sehr oft in einem beliebigen, der vielen Beiträge fehlte, wurde mir mit zunehmenden Alter und zunehmenden Wissen meinerseits mehr denn je bewusst. Dennoch war das „einmal Wacken im Leben muss sein“ noch irgendwo eingeprägt auch wenn mein Verlangen danach stetig schrumpfte.

Mein Verhältnis zu Wacken schlug aber zwischenzeitlich in deutliche Aversionen um, zu kommerziell, zu groß, zu anbiedernd, überteuert und überbewertet und vor allem ein Magnet für die schrecklichsten Poser überhaupt. Der Festivalbändchen-Scan, Beobachtungsgabe und oder auch persönliche Gespräche machten viel zu oft auch schnell folgenden Stereotypen klar:

Ja cool, du warst schon 5x auf Wacken, kannst dich zwar nicht daran erinnern weil du mehr gesoffen denn Bands geschaut hast weil du auch primär nur deswegen hin wolltest, aber kommst dir jetzt wie der Obermacker schlechthin vor, weil du diese verfickten Stoffbändchen am Arm hast, welche ich nicht habe. Untergrundkonzerte, CD’s, Insiderwissen – überbewertet, du warst immerhin auf Wacken, Volltrottel!

Zudem die forcierte Berichterstattung und Wahrnehmung in den Medien welche sicherlich selbst zu verantworten ist, aber dazu hatte ich mich ja schon mal ausgelassen – meiner Meinung nach sogar einer der besseren [HATE]-talusicore Reihen.
Unser Stand, eigentlich so ziemlich der
größte und am Besten sortierte...

Folglich war eigentlich alles schon gescheitert, Geld (was ist die Steigerungsform da schweineteuer? Reichtümer?) wollte ich dafür sicher nicht zahlen und auch der Anfahrtsweg wäre nicht der kürzeste. Es ergab sich nun die Chance, zusammen mit einem langjährig, bekannten Plattenhändler als kostenlose Aushilfskraft dort umsonst hinzukommen. Der Deal wie folgt, ich zahl Unterkunft und Versorgung komplett selbst – er fährt mich hoch und irgendwie auch wieder runter; wobei ich noch von Mitte Deutschlands nach Süddeutschland fahren durfte um dann nach Norddeutschland zu fahren um keine Zeit zu verlieren, blaaa – und ich komm umsonst rein und kann mir je nach Besetzung am Stand auch Bands anschauen. Im Endeffekt hatte ich zwar durch die ganzen Umwege etc. pp. fast genau so hohe Ausgaben wie beim Erwerb einer Karte, aber immerhin fielen die noch um ein vielfach teurere Unkosten im Bezug auf Auto mieten etc. pp. aus. Somit ein gerade noch tragbarer Versuch das Ganze mal auszuprobieren um mitreden zu können. Erwartungen hatte ich eigentlich keine, bzw. eigentlich nur obig genannten und folglich nur richtig schlechte…

Am Dienstag fuhren wir also hoch und bezogen Quartier in einer kleinen, gemütlichen Ferienwohnung in Schafstedt. Am Mittwoch wurde dann der Stand soweit aufgebaut und dingfest gemacht und schon während dessen war schon verdammt viel los. In der berühmten Wackener Hauptstraße, bekannt aus Funk und Fern, standen schon aneinander gereiht Dutzende Fahrzeuge von geschäftstüchtigen Kindern, jedes Auto wurde mit der Pommesgabel begrüßt und nahezu jedes Haus war geschmückt oder baute bzw. hatte schon Essenstände oder dergleichen aufgebaut. Das hatte durchaus seinen Charme, mal freundlich begrüßt zu werden anstatt kritisch beäugt zu werden. Ebenso wirkte es nicht nur idyllisch sondern toll wenn auch ungewohnt, wenn in diversen Vorgärten Bänke aufgebaut waren und Metaller und Normalos in Eintracht nebeneinander saßen.



Ein besseres Bild von Haggard war nicht drin.
Natürlich mit Becher im Bild - yeah...
Aber siehe links, die Säulen waren nicht gerade schmal

Aber ich fand das Setting fast schon zu voll und ein Seitenblick auf die deftigen Preisangaben verrieten ganz eindeutig. Es ist nicht nur Sympathie, Nächstenliebe oder sondergleichen – ebenso gern gesehen ist das Geld und zwar ordentlich. Für viele sicherlich das 13te und 14te Monatsgehalt innerhalb von einer Woche. Als Anwohner durchaus legitim, aber leider doch sehr zweischneidig und ich war sehr, sehr zwiegespalten wie ich dies einordnen sollte. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen beziehungsweise wurde schnell wieder gedämpft.

Das Areal war dann riesig – zwar konnten wir direkt hinten rum ans Verkaufszelt fahren, für welches man als normaler Besucher zudem noch Eintritt löhnen musste, was ich jetzt für nicht ganz so gelungen halte, auch wenn es dort natürlich Pro und Contra gibt -
 Pro: In der Regel zahlen auch nur Menschen 2€ Eintritt um etwas kaufen zu dürfen, wie in der Regel bei Börsen üblich, welche auch etwas kaufen wollen – bei gut 75.000 bis 80.000 Besuchern sicherlich kein Fehler ein klein wenig zu differenzieren
 Contra: Ich leg schon 170€ auf den Tisch um überhaupt auf das Festival zu können und soll dann um eine größere Auswahl zu haben was Händler angeht noch mal löhnen ?!

- zudem; den Satz bekomme ich jetzt nicht wirklich mehr schön zu Ende, wurde mit Blood Babe Strip Shows von den Debauchery Girls und dem ein oder anderen kleinen Auftritt geworben und Mister Lordi persönlich sollte noch kommen, aber das finde/fand ich kaum die 2€ wert. Auf jeden Fall – war draußen vor den Toren auch noch ein riesiges Areal an Merchständen, welche ich am letzten Tag über eine Stunde verzweifelt nach Dark Fortress Shirts als Mitbringsel für meine Freundin abklapperte, aber natürlich nur den üblichen Standartscheiß fand. Wirklich an jedem verfickten Stand, immer nur die gleiche 08/15 Grütze, ganz egal aus welchem Land der Händler kam und ich hab locker 20-30 Händler angesprochen. Sehr schade, spricht aber für sich und was so das Zielpublikum sein soll. Allein in der Halle gab es einen recht coolen Händler mit massig Undergroundblack Metal mit einem großen Angebot an CD’s und Shirts. Nur erfolgreich dürfte er damit nicht gewesen sein, aber dazu später mehr…

Lust auf Gruppenkuscheln?
So dürften übrigens viele Rammstein live
"gesehen" haben.
Es spielten ja auch ein paar Bands welche ich potentiell interessant fand und ich auch unbedingt sehen wollte. Unter anderem gehörte dazu am ersten Tag, der dann folglich bei uns der Donnerstag war – Haggard. Am Summerbreeze 2009 hatte ich sie nur am Rande mitbekommen, praktisch ca. 1,5 Songs da ich lieber eine Zeit lang freiwillig im Sanizelt verweilte, da ich bei Amon Amarth im wahrsten Sinne des Wortes nieder getrampelt wurde, ihr Arschgesichter.

Pardon, wie auch immer – alleine hätte ich den Weg aber nie gefunden, fand das Konzert doch im Zelt statt, für das man zur Headbanger Stage musste, welche irgendwo hinter dem Wackinger Village war. Unterwegs, sieh einer an – der Ivo. Es ist glaub ich scheißegal wie groß das Festival ist und vor allem wo, Ivo würde ich auch im Dschungel, an der Antarktis oder sonst wo wieder treffen, wenn dort ein ordentliches Fest wäre. Grüße schon mal an dieser Stelle.

Der erste Vorteil wurde schon am Eingang gewahr. Händlerbändchen ftw! Schlange stehen am Eingang? Nö, Bändchen am Ausgang zeigen und mit freundlichen Gruß passieren ohne eine einzige Körperkontrolle. Sehr schön. Im Zelt war es trotzdem schon rappel voll, dank ungünstig stehender Säulen sah man auch recht schlecht und dann fing die Band an und der Sound war zum davon laufen. Es dauerte fast 3 Lieder, bis der Tontechniker es hinbekam, dass man zumindest den Sänger auch nur ansatzweise hörte. Zuvor konnte er noch so inbrünstig ins Mirko trällern, kein Ton war zu hören – alles wurde gnadenlos vom Orchester geplättet.


Danach war alles okay und der Auftritt top, wenn man aber die durchschnittliche Songlänge und die Auftrittszeit insgesamt in Relation setzt, sieht es nicht mehr ganz so dolle aus. Wobei ich zumindest das Gefühl hatte, die Lieder wurden nicht in ganzer Länge gespielt. Manches kam mir doch etwas kurz und/oder leicht verändert vor. Kann mich aber auch täuschen…
Der Platz war eigentlich recht "gut" und
verhältnismäßig "nah", vgl.  Bild oben, v.a.
wenn man bedenkt, Rammstein hätten auf der nun
leeren Bühne gespielt, links just Deep Purple.
Aber die Umstände.... !!!!

Nächster Stopp war eigentlich Rammstein, dafür stellten wir uns schon verdammt früh an – eigentlich ab Mitte Deep Purple, sprich gut anderthalb Stunden früher. Der Platz wäre auch recht gut und okay gewesen, aber die Leute gingen einfach gar nicht. Es gab schon absolut keinen Platz mehr, trotzdem wurde gedrückt und geschoben bis zum geht nicht mehr. Es gab immer noch einen der auch noch vor wollte und sich zur Not auch extrem gewaltsam durchdrückte. Das war absolut unschön und spätestens als von hinten nach vorne gepinkelt wurde, war das Fass endgültig voll. Es war zwar nicht ich, der angepinkelt wurde – der hätte sonst die nächste Woche nur noch unter Schmerzen gepisst, aber geht es noch asozialer? Nur weil ich meinen Platz nicht verlassen möchte und trotzdem ein Bier nach dem anderen mir reinlöten muss, piss ich den Vordermann an? Hallo?! Röter geht die Karte nicht mehr, das ist und war leider symptomatisch für zwar eine Minderheit, aber dennoch – so ein Asivolk habe ich persönlich noch auf keinem Festival erlebt. Da lass ich mich ja sogar lieber von Frei.Wild Trotteln anpöpeln und das geht schon nicht. Ach ja, der Auftritt? Nebensächlich, leider wirklich so was von nebensächlich weil alle 20 Sekunden ein Stoß, Schubser, Ellenbogen oder sonst was von hinten oder von der Seite kam. Genuss oder dergleichen sieht anders aus…

Also wieder raus, denn um alle Umstände wegen muss so ein Scheißplatz (nicht der Sicht, der Menschen halber) nicht gehalten werden. Auch erwähnenswert ist wieder der hundsmiserable Sound. Während Deep Purple links auf der Black Stage spielte, war ausnahmsweise mittig die True Stage frei und ganz rechts die Party Stage. Drei Bühnen nebeneinander sind eh Wahnsinn, (-ig blöd) aber das spielte am ersten Tag ausnahmsweise keine Rolle. Diesmal war ja nur eine Band gleichzeitig auf eine von dreien. Problematisch war eher, dass der Sound auf den anderen Bühnen auch gespielt wurde. Und das nicht etwas synchron und stimmig, nein mit schönem Verzug von 1 bis 2 Sekunden, was wirklich ein erschreckend unprofessionelles und vor allem grauenhaftes Klangbild abgab. Hinten rechts noch vor dem Eingang war zudem eine weitere Leinwand aufgestellt, welche Bild und Ton ebenfalls wieder gab, aber auch hier nicht wirklich im Einklang. Man muss sich dies einmal vor Augen führen!

Man zahlt theoretisch 170€ Eintritt und legt sonst einen Arsch voll Geld für jeden Scheiß hin; Currywurst z.B. 4€ bzw. 4,50€, 0,3l Bier – 3€ ; den Kommerzvorwurf hier zu verleugnen ist lachhaft und eine Frechheit – bekommt dann zwar auch einen Haufen an Top Acts, hat aber vier absolut nicht aufeinander abgestimmte Soundquellen? Wacken als führendes Metalfest weltweit, ein Millionenevent und dann so was? Da kann ich doch erwarten, dass da Topleute am Mischer sitzen, dass die Akustik durchdacht ist und das auch aufeinander abstimmen oder zumindest bemerken. Aber nein, während Deep Purple als auch während Rammstein, permanent einen dermaßen verzögerten und verschossenen Sound. Es half praktisch nur, direkt vor einer Bühne zu stehen was jetzt nicht sooo leicht ist bei 70.000 Menschen welche das alle auch gleichzeitig tun wollen. Eine Panik wollte ich mir übrigens das ganze Festival über nicht vorstellen, da tippe ich auf eine dreistellige Zahl an Toten. Einfach abartig überfüllt…




So sah dann die Alternative aus, lusigerweise mit
direkten Blick auf die Bühne aber nicht
die Rede wert. Die Kamera hatte hier aber
schon längst schlapp gemacht...

Über ganz rechts konnten wir uns aber seitlich einigermaßen an Rammstein heranpirschen. Waren zwar dennoch gefühlte Kilometer von entfernt, konnten aber seitlich direkt auf die Bühne spähen und sahen in Miniaturansicht immerhin ein wenig Bewegung statt wie im Regelfall nur über Leinwand und der Sound ging dann sogar. Draußen hingegen, wo gefühlt 40% der Besucher standen aber eine Katastrophe.
  

„Im Nachbardorf spielt eine Band und ich bin live dabei“




Der Auftritt war aber dennoch erste Sahne. Auch wenn ich kein wirklicher Rammsteinfan bin, die Bühnenshow welche sie live auffahren ist irre. Was da an Pyro verballert wurde ist abartig, das schafft manch Festival die ganze Woche nicht was da innerhalb weniger Liedern schon raus kam. Auch über das Publikum geschossene Raketen, welche nach einigen hundert Metern umdrehten und um wieder zur Bühne zu fliegen waren imposant. Dazu gab es einige Stunts mit brennenden Musikern und Instrumenten, auch Flammenwerfer etc. pp. unterstrich wunderbar die Musik. Klar die Rhythmik war typisch stumpf, aber treibend und energiegeladen und eben mit der erheblichen visuellen Ebene perfekt harmonierend. Das Rammsteinauftritt locker an die 70€ kosten ist nun auch nachvollziehbar und das Ganze eigentlich auch wert. Und auch wenn ich eigentlich nur ein bisschen sehen wollte, blieben wir bis zur maximal vereinbarten Uhrzeit um noch rechtzeitig vom Gelände zu kommen – da wir durch den halben Camping Ground fahren mussten. Und entgegen aller Erwartungen, wäre ich doch gerne bis zum Ende geblieben, da es einfach nur irre geil und sehenswert war. Den Auftritt mit Heino hatte ich verpasst, was mir wiederum aber auch vollkommen Latte war. Den Möchtegern brauch ich nicht und es gab auch kaum ein kontroverseres Thema die Woche über als dieser Auftritt. Von cool und toll bis zu kompletten Anfeindungen war alles dabei. Da er mir mit seiner Selbstinszenierung mittlerweile aber tierisch auf den Sack geht, dürfte sich meine Meinung dazu langsam aber sicher von ersteren zu letzteren Attributen gewandelt haben. Aber Rammstein live gesehen, nichts bereut, abhaken, Nacht darüber Schlafen und weiter geht’s…

Weiter zu Teil 2!

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