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Frontcover |
Die Scorpions – im Ausland gefeiert und im Inland leider
etwas verpönt und in meinen Augen zu arg auf ein Windchen reduziert. Kitsch hin
oder her, ich mag die Band und hab schon in der Plattensammlung meiner Eltern
in sehr, sehr jungen Jahre meine Lieblinge gefunden:
Die „Savage Amusement“ aus dem Jahre 1988 und die Live Aufnahme „World Wide
Live“ von 1985 waren sehr oft gehörte Scheiben, welche ich schon immer
irgendwie cooler als Queen, Supertramp und Co fand.
Und irgendwie musste ich mir selbst irgendwann noch eine
Scheibe dieser Band zulegen, welche zwar nicht direkt meine Helden waren – das
wurden absurder weise „Pur“ – aber dennoch eine bedeutende Rolle in meiner
frühkindlichen Musikentwicklungsphase spielten.
Wie die Band inzwischen klingt, verrät schon der erste Track
„Hour I“. Hoch poliert klingt
vielleicht zu negativ oder künstlich, aber der Sound ist schon sehr klar und
differenziert. Die Gitarren sägen schön breit und auch der Gesang ist technisch
auf einem einwandfreien Level. Ein Ohrwurmfaktor ist gegeben, die Dynamik durch
den stampfenden Rhythmus ebenso – trotzdem reißt mich das noch nicht ganz mit. 6,5 Punkte
„The Game of Life“
startet da schon etwas ruhiger und zeigt eindeutig, dass es hier etwas mehr in
die Tiefe geht. Ein leicht melancholischer und nachdenklicher Anklang schwebt
im Gesang und der Melodie, welcher sich auch im Refrain nicht komplett löst.
Unterstützt wird dies wunderbar auch dadurch, dass viele Zeilen meist sehr
„nackt“ gesungen werden ohne ein begleitendes Surren der Gitarren. Insgesamt
sehr fließend und in sich harmonisch. 7
Punkte
Das ganze wird noch durch das Gitarrenintro von „
We Were Born to fly“ getoppt. Das
erzeugt allein stehend schon eine wunderbare Stimmung, welche gekonnt – wenn
auch verändert bis zum Refrain gehalten und gesteigert wird. Das minimale
Innehalten des Schlagzeugs kurz vor dem Einsatz des Refrains, oder das
Einsetzten der sirrenden Gitarren während Klaus Meine noch die Worte hält, das
Lied macht verdammt vieles richtig. Setzt sich fest, betrübt ein klein wenig
meine Stimmung und ich würde nur allzu gern im Booklet nebenher mitlesen, aber
dazu später mehr…
9 Punkte
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Erschienen bei: Sony BMG / RCA EAN-Nr.:
886970879828 Katalog-Nr.: 88697 08798 2
Perspektivisch schwer zu schießen da sehr spiegelnd, man sieht auch die angesprochenen Fingerabdrücke viel zu gut... |
„The Future Never
Dies“ startet mit einem Pianointro und wird darauf hin vom Gesang
begleitet. Gefällt mir allerdings erst ab dem Moment, als auch die Gitarre dazu
einsetzt und das ganze sich orchestral steigert. Das hat seine epischen und
starken Momente, leider aber nicht durchgängig und fällt in meinen Augen
teilweise etwas ab, weswegen ich z.B. die oftmalige Wiederholungen hier sogar
als leicht störend empfinde. 6,5 Punkte
Mit Trommelwirbel bietet sich ein guter Kontrast zum
ausklingendem Piano an, „You’re Lovin’
Me to Death“ bietet genau das. Wobei diese ersten 5 Sekunden dann – den
Refrain ausgenommen – schon wieder das schnellste am Stück sind. Zwischendrin
erzeugen die kurz angeschlagenen Gitarren eine leicht schleppende oder auch
nachhallende Stimmung. Daher bei mir leichte Ambivalenz wie dieser Titel
aufgefasst werden soll. Fröhlich wie im Refrain oder eher anhänglich wie im
Rest? Oder soll dass der Nachklang sein? Rätsel über Rätsel… 6,5 Punkte
„321“ tönt da
schon eindeutiger straight nach vorne raus um sich in einem typischen
Mitsingrefrain zu entladen. Der scheint mir lyrisch zwar nicht sonderlich
ausgefallen zu sein – aber wer will denn bitteschön komplexe Verse auswendig
lernen um mitfeiern zu können? Auch das Wiedererkennungsmerkmal ist eindeutig
am Refrain festgemacht, ansonsten wird die sehr treibende Rhythmik stur durch
gehalten . Der obligatorische Countdown funktioniert auch, ist zwar nicht
überraschend – aber geht auf. 7 Punkte
„Love Will Keep us
Alive“ klingt auch sofort nachdem was der Titel verspricht. Eine ruhigere,
gefühlvolle Ballade. Super eingängig und befreit von allzu komplexen Strukturen
und Spielereien. Kann mir gut vorstellen, dass dies stellvertretend eines der
umstrittenen Lieder der Scorpions ist, wo der Kitschvorwurf nicht ganz aus den
Händen gesaugt ist. Aber ganz ehrlich? Sooo schlimm ist das doch wirklich
nicht, Hand auf’s Herz. 6,5 Punkte
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Das sieht schön aus und ist qualitativ auch gut gemacht, aber wie man sieht nur ein Minimum an Lyrics! |
Hightlight Nummer 2 hört auf den Namen „We Will Rise Again“ und ist einfach wunderbar komponiert. Der
Einstieg ist flott angerissen um unvermittelt zu einem sanften Part zu
wechseln, welcher schon im Gesang dezent die folgende Steigerung andeutet. Im
Refrain der Höhepunkt, welches sich in einem fast schon verzweifelt klingendem
„We Will Rise Again“ entlädt. Das Lied vermittelt eine große Epik von
abstürzenden Engeln und kollektivem Aufstieg – musikalisch passend umrahmt, die
Riffs fräßen sich in das Gedächtnis und das ganze endet viel, viel zu schnell.
Das Lied bleibt definitiv hängen und fordert nach der Wiederholen-Taste. 9 Punkte
„Your Last Song“
ist zum Glück noch nicht der letzte auf der CD, aber irgendwie wieder schön
berechenbar ruhig und fängt allzu aufmüpfige Unruhestifter sacht wieder ein um
sie irgendwo mitten im Refrain festzuhalten. Die vielseitig eingesetzte Stimme
Meines rettet den Song davor, zu seicht zu sein – welcher keine stichpunktartigen
Höhepunkte setzt sondern im Gesamten recht gut ist. 7 Punkte
„Love is War“
klingt anfangs recht schmachtend und leidend und nicht im Geringsten wie Krieg
– bekommt auf dem Weg zum Refrain aber noch einen kleinen Stupser. Nicht das
danach irgendwie die Hölle losbrechen würde, dafür klingt das alles viel zu
bedauernd, rückblickend, nostalgisch, in sich gekehrt und friedlich; dafür
schläft man aber auch nicht ein. Die Melodie ist viel zu gut um mit passiver
Nichtbeachtung bestraft zu werden! 7
Punkte
Das Kreuz mit dem Kreuz – „The Cross“ würde ich beinahe das Attribut wütend geben, fehlt mir
dazu leider dann aber doch etwas die Aggressivität. Ich vermute in den
stilleren Passagen eine Art anklagendes Zwiegespräch mit sich selbst oder so in
der Art – würde ja gerne im Booklet nachlesen… (aber dazu später mehr) – so
bleibt ein dynamisches Lied, welches durchaus eine gewisse Spannung in sich
trägt, mir am Ende aber fast zu lange dauert. 6,5 Punkte
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Backcover und Tracklist |
Mit „Humanity“
endet das Album und stimmt damit so das ziemlich traurigste und nachdenklichste
Lied mit unterschwellig, sozialkritischer Botschaft im Album an. Der Anfang ist
noch sehr ruhig und zurückhaltend, ein „Auf Wiedersehen“ fällt sofort ins Ohr
und wirkt auf dem ersten „Blick“ deplaziert im englischsprachigen Text, gewinnt
den Sinn aber dadurch, dass auch andere Sprachen sich von der Menschlichkeit
verabschieden. Der Aufbau ist ziemlich symmetrisch. Nach gut einer Minute
gewinnt das Lied ordentlich an Dynamik, ein stampfendes, aufbäumendes Anklagen
„You’re a drop in the rain, just a number not a name“ – die Spannung löst sich,
nicht befreit sondern erschöpft – die Gitarren gewinnen an Kraft wenn die
Stimme nachlässt, unterstreichen das „Godbye“. Selbiger Aufbau wiederholt sich
um in der Mitte des Songs neu inszeniert zu werden, mein mindestens Streicher
im Hintergrund zu hören, was dem Ganzen einen weitläufigen Klang gibt und dem
Verlieren immerhin noch eine gewisse Würde gibt. Nachdem der Refrain sich
anschließend noch ein drittes und letztes Mal aufbäumt gibt er auf. Irgendeine
alte, verrauschte Musik welche ich überhaupt zu nichts zuordnen kann außer der
Vergänglichkeit ertönt leiser werdend und ein Kind redet mir mehr oder weniger
ins Gewissen. Stark arrangiert! 8 Punkte
Damit wäre die CD abgehandelt, ich hatte mir aber die
limitierte Sonderedition mit Bonus DVD gekauft und hier steh ich erstmals vor
einem Problem, da diese einen Bonussong beinhaltet.
In der Neuauflage der Punktverteilung schrieb ich
unmissverständlich:
„Bonuspunkte
gibt es für Bonusvideos. Pro Video folglich 1 extra Punkt, für Bonussongs
hingegen nicht! Bonussongs werden in der Rubrik Liedqualität gleich wie normale
Lieder behandelt. Vor allem wenn viele verschiedene Versionen einer CD zum Kauf
angeboten werden und ich mich bewusst für die teurere, Special Edition
entscheide – kann ich in meinen Augen auch Bonussongs erwarten. Videos hingegen
werden nicht klassisch bewertet sondern nur erwähnt, da ich diese z.B. nicht
mit meinem CD Player anschauen oder anhören könnte.“
Den Bonus Song „Cold“
kann ich mit meinem CD Player nicht anhören, lege ich die DVD in das Laufwerk,
bekomme ich hingegen auch nur einen Song und KEIN Video, folglich werte ich
dies nicht als Bonusvideo!
Da ich den Song mit meiner Anlage nicht anhören kann,
bekommt er dort 0 Punkte – über den
PC klingt der Sound eindeutig schlechter als auf der CD, was schon ein kleiner
Malus ist. Der Refrain ist sehr eingängig durch die stetige, rhythmische
Wiederholung des Titelnamens. Ich mag den Song durchaus, welcher zudem auch
noch abwechslungsreich klingt, kann aber durch die schlechte Erreichbarkeit
kaum Zugang zu finden. Auch das Umwandeln in mp3 ist nicht so ohne weiteres
möglich. Der Audio_TS Ordner der DVD ist leer, lediglich der Video_TS Ordner
enthält Daten, welche ich noch mühsam auseinander klauben müsste und mir ohne
Ton – welch Überraschung, nichts bringen. 7 Punkte für den Song, 2 Strafpunkte
dafür, dass mir auch das Umwandeln unnötig schwer und/oder unmöglich gemacht
wurde, macht 5 Punkte auf der DVD – addiert mit der obigen Nullnummer und
geteilt durch zwei, traurige 2,5 Punkte!
Cover:
Erfreulicher ist da das Cover, die mechanische Rückenansicht
der unbekannten Frau passt in das Konzept, zwar find ich es sonst wenig optisch
ansprechend oder vielsagend – aber ich kann reines Gewissens darauf immerhin
noch 6,5 Punkte geben.
Ich mach am Besten gleich beim Punkt „Aufmachung“ weiter,
insbesondere beim Multi-Medialen Abschnitt:
Ansonsten enthält die DVD noch eine Fotogalerie, welche
eigentlich keine ist, sondern nur ein Film mit wechselnden Bildern ist, welchen
ich nicht einmal vorspulen, skippen oder sonst was damit tun kann, außer
anhalten und weiterlaufen lassen. Kombiniert mit leider unscharfen Bildern
löschen sich damit die Zusatzpunkte von selbst wieder aus.
Dass ich von dort aus nicht einmal mehr ins Menü zurück kann
macht die Sache nur noch schlimmer. Ich muss also entweder die CD aus- und
wieder einwerfen um „schnell“ ins Menü zu kommen, oder die tolle Galerie zu
Ende schauen ohne eben auch nur irgendwie was beschleunigen zu können. Gut
möglich, dass ich dies mit einem DVD Player oder entsprechender Software kann,
aber ernsthaft. Was ist das für eine katastrophale Bedienung?
Besser schlagen sich da die „Behind the Scenes /
Interviews“. Hier kann ich vorspulen und in eine beliebige Stelle rein springen
und somit das Ganze auch ans Ende setzen, falls ich wieder ins Menü will. Eine
direkte Funktion gibt es auch hier nicht. Dafür ist das gut 13-minütige Video
ganz nett, die Bild- und Soundqualität geht vollkommen in Ordnung. Zwar hätte
manch einer lieber Deutsch statt Englisch sprechen sollen, aber da würde
Detailkritik schnell ätzender klingen als sie angedacht war…
Das ist eigentlich schade, denn ansonsten ist das Digipack
echt liebevoll gestaltet mit sehr hochwertigem, leider sehr
fingerabdruckfreudigem Hochglanzpapier bzw. Karton. Darauf gebe ich gerne 8 Punkte, wie der Rest aufaddiert und
abgezogen wird, entnehme man der unten stehenden Berechnung.
Und was Lyrics angeht – Kopfschütteln, wieder leichtfertig
verschenkte Punkte! Bei diesen Lyrics, welche in der Tat oft noch einen
auffordernden Charakter haben, finde ich es sehr schade, dass sie eben NICHT
abgedruckt werden. Von 5 Liedern sind kurze Fragmente(!) abgedruckt, vom Rest
nichts. Wenn ich darin großzügig noch ein Drittel eines Liedes erkenne, sind
das hochgerechnet 1,5 abgedruckte Texte von 12.
Fazit:
Jaaa – die alten Herren können immer noch rocken, haben das
Spielen nicht verlernt und bieten ein gutes und abwechslungsreiches Album. Aber
gerade die Sonderedition hat mich damals mehr als nur enttäuscht. Aufwendige
Optik und wenig dahinter. Lyrics? Fehlanzeige. Bonus DVD? Spärlich und sperrig
in der Anwendung. Wen das nicht stört, sollte nur auf die Liedbewertungen
schauen, denn diese wissen zu überzeugen, die B-Note zieht doch etwas unnötig Punkte
am Gesamturteil.
Gesamtergebnis: 6,69
Gesamtspielzeit: 49:00
Durchschnittsdauer: 4:05
Liedqualität: 6,85
(3x)
( 6,5 + 7 + 9 + 6,5 + 6,5 + 7 + 6,5 + 9 + 7 + 7 + 6,5 + 8 + 2,5 ) / 13 =
6,85
Cover: 5,38 (1x)
Cover: 6,5
Lyrics: 1,5/12 = 0
Aufmachung: 8
- nicht umwandelbarer
Bonussong 0,5
+ Fotogalerie 1
- Pseudogalerie 0,5
- unscharfe Bilder 0,5
+ Bonusvideo 2
- schlechte Menüführung 0,5
- enttäuschende Sonderedition
0,5 = 8,5
Abwechslung: 7,5 (1x)