Auf dieses Fest hatte ich mich tierisch gefreut, ein ganz
langer Abend überwiegend nur Black Metal Geballer oder Musik, welche die in
diesen Kontext recht gut zu passen schien. Leider konnte ich erst verspätet
dazu stoßen, sodass ich die erste Band verpasste. Laut Zeugenaussagen und der
offiziellen Running-Order war dies NASMÖRK. Musikalisch irgendwas mit
Grindcore, soll das eingepferchte Publikum sich wie Gummibälle beim Autoscoter
bewegt haben, aber das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz
nachvollziehen.
Während ich mich wunderte, wo die zweite Stage denn bitte
sein sollte, spielten Void Obelisk
auf der gewohnten Bühne bereits auf und irritierten auf den ersten Blick, denn
von Black Metal war man doch arg weit entfernt. Selbst bezeichnet sich die Band
in der Facebookinfo als „Sludge-Noise-Elecdrone“, was auch immer zur Hölle das
sein soll. Aber das abgedrehte Finale war in der Tat absolut hirnzerfickend und
kopfexplodierend, was ein Zuschauer auch ausdrucksvoll darstellte, Moment – den
kenne ich dich? Ach hallo Billy. In Folge dessen traf ich auch gleich Ana
welche mir den Weg zur zweiten Stage zeigte.
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Running-Order, eingangs auf dem Tisch geklebt. |
Im Keller war ich in der Tat noch nie, kannte ich vorher
auch noch nicht, obwohl ich schon etliche Male in der Oetinger Villa war. Sehr
verwinkelt und verworren dort unten und die Bühne war eine größere
Abstellkammer, mehr nicht. Ich kann ohne Übertreibung behaupten, dass mein
Wohnzimmer größer ist, auf der anderen Seite dort aber auch nicht gefühlt 50
Leute reinpassen. Es war brutal eng, ein Umfallen unmöglich und warm war es
auch ohne Ende. Aber wenn das nicht underground ist, dann weiß ich auch nicht
weiter.
Als solche inszenierten sich auch Fallen Tyrant, was in der Art und Weise absolut unnötig war.
Musikalisch boten sie rohen und rauen Black Metal und konnten ihren vndergrovnd
Charme somit sicherlich exzellent darbieten, aber die obskuren Ansagen a là „Der
deutsche Untergrund ist tot, die Szene ist doof“ oder was auch immer das war,
war in der Sache absolut überflüssig, noch kam es sonderlich sympathisch rüber,
im Gegenteil wirkte es aufgesetzt elitär und überheblich, vor allem da es
sachlich falsch, zumindest aber sehr streitbar ist und wäre. Musik war top, das
drum herum hätten sie sich aber sparen können.
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Ein kläglicher Versuch die nicht vorhandene Sicht auf Pest Empire fotographisch einzufangen, auf der anderen Seite aber dann doch ein recht erfolgreiches Abbild. |
Der Weg zurück war gar nicht mehr so leicht zu finden,
zumindest wenn man sich nur auf die Augen verließ, geruchstechnisch war er
nicht zu verfehlen, denn bei Pest Empire
war die Halle brutal vernebelt, Dutzende angezündete Kerzen flackerten auf der
Bühne und ich will gar nicht wissen was das alles für Duftkerzen,
Weihrauchmischungen und dergleichen ich da eingeatmete hatte, die CD – welche ich
mir nach Ende der Veranstaltung gekauft habe, riecht heute nach 6 Monaten immer
noch danach!
Musikalisch war das schwer einzuschätzen, klar auf der einen
Seite Black Metal, aber unglaublich zäh mit starker Doomschlagseite und auch
ein wenig zerfahren. Schwerpunkt war auf jeden Fall auch auf der Atmosphäre
gelegt, die Musiker traten mit komischen Schnabel- oder Gasmasken auf, so genau
konnte man das aber auch immer nicht erkennen. War auch total überrascht als
plötzlich eine Frau auf der Bühne, quasi aus dem Nichts auftauchte die ich
vorher gar nicht sah oder sehen konnte. Das Abbild einer schwarzen Messe
konnten sie aber auf jeden Fall sehr überzeugend darbieten.
Dann ging es wieder hinab in den Keller, hier war Timing
und Geschwindigkeit enorm wichtig, sonst
stand man im ungünstigsten Falle praktisch zwei Räume weiter außen im Gang, und
das wäre schade gewesen denn Steingrab
überzeugten mich bis dato am meisten. Sehr flirrender und rauer, aber
gleichzeitig atmosphärischer und abwechslungsreicher Black Metal, der für die
perfekte Wirkung aber sicherlich eine größere Bühne verdient hätte, denn
eingeklemmt wie die Ölsardine in der Büchse konnte weder ich noch die Musik den
Raum finden, welchen sie brauchte und auch verdiente. Aber gefiel mir doch sehr
gut.
Oben gaben dann Hyems
Vollgas unter dem wilden, latent übertriebenem Gefuchtel des Frontmanns. Wo
dies im Vergleich zu den anderen Bands besonders melodisch sein sollte, vorab
schnappte ich zumindest die Bezeichnung „Melodic Black Metal“ auf, ist mir zwar
schleierhaft, aber dies ist und war keinesfalls als Manko zu verstehen. Sehr
dynamisch und druckvoll prügelte sich die Band gradlinig vornweg und bot einen
sehr kraftvollen, energischen Auftritt. Hatte definitiv Eier, war toll!
Den Abschluss bildeten Fortress
Black, im Detail kann ich mich da jetzt sicherlich nicht mehr dran
erinnern, der Abend war lang und draußen im Gebüsch waren auch noch ein paar
extra Flaschen versteckt, die wesentlich stärker als der ausgeschenkte
Apfelwein waren – da ich aber wirklich KEINE Band schlecht fand, wird auch
dieser Auftritt in Ordnung gewesen sein.
Zum Schluss hatten die meisten Merch-Stände schon abgebaut oder niemand war mehr dort, meine Wahl fiel auf eine CD von Pest Empire, allein dem Cover wegen. Das Bild namens "Die Welle" hatte ich schon live auf der Schwarzromantikausstellung in Frankfurt gesehen und es war sehr, sehr imponierend.
Insgesamt war es ein absolut geiler Abend, tolle Bands,
gutes Setting, die zwei Stage-Idee war gut und verkürzte Wartezeiten enorm,
sodass man zwangsweise eher etwas verpasste wenn man mal kurz aufs Klo musste
oder grad mal fünf Minuten draußen den letzten Auftritt Revue passieren ließ,
Preis/Leistung definitiv unschlagbar, viele tolle Leute und enorm viel Spaß
gehabt (darf man das? Ja man darf…) – und daher auch viele, viele Grüße an
Billy, Ana, Franz, Max, Kai und Manu. Den Abend werde ich nicht vergessen noch
möchte ich ihn missen und danke, dass ihr alle da wart!