Mit dem Line-up ist das ja so eine Sache, ursprünglich
angekündigt war als Support für die aus Ungarn stammenden Ektomorf ja die
schwedisch-griechische Melo-Death Kombo Nightrage.
Davon kenne ich zumindest die Sweet
Vengeance, welche mich zwar nicht in grenzenlose Lobhuldigen ausbrechen
lässt, aber dennoch recht annehmbar sind. Als Co-Headliner für mich daher aber
durchaus interessant.
Diese Personalie sollte aber nicht lange zur Debatte stehen.
Auf der Facebook Seite
der Veranstaltung fehlte Nightrage, dafür tauchte hier dann Raunchy und One-Way Mirror auf. Kenn ich beide nicht, war ich auch nicht
wirklich heiß darauf, aber immerhin eine Band extra dazu. Kann durchaus eine
Entschädigung sein, muss es aber nicht. Aber man ist ja offen für alles…
Zugegeben stieß ich erst leicht verspätet dazu, der
obligatorische Besuch bei ehemaligen Arbeitskollegen mal wieder, aber wie ich
erfuhr fing das Ganze dann eh leicht verspätet und maximal anarchisch an. Die Information
im Hinterkopf habend, dass heuer ja zwei Vorbands spielen sollten, erfrage ich
am Eingang noch der Running-Order um verblüfft festzustellen, dass dies das
auch nicht wussten.
Irgendeine andere Band wäre einfach so gekommen und würde
jetzt stattdessen spielen. Wirklich vorgestellt hätten sie sich nicht, auch ein
Sonderlob für Höflichkeit hätten sie sich nicht wirklich verdient.
Diesen Eindruck gewann ich leider ebenfalls sehr schnell,
auf der Bühne stand die israelische Band Shredhead
und bezeichnete bei den Ansagen zwischendurch gleich mal jeden als Arschloch.
Dass sie sich selbst davon nicht ausnahm könnte man positiv anmerken, aber die
auf mich und sicherlich auch sonst nicht auf jeden anderen im Raum zutreffende Aussage,
getätigt mit der vorwurfsvollen Vehemenz der Ignoranz und gewollter Unfähigkeit
zur Reflektion und Differenzierung, nivellierte hier gründlich sämtliche
Sympathie und den Glauben zur Brüderlichkeit im Geiste.
Der sehr räudige, groovige Thrash Metal war nicht mal
grundsätzlich so verkehrt, aber eben von einem latent asozialen Verhalten und
Attitüde geprägt. Je nach Vorliebe vielleicht konsequent stilsicher, für mich aber
mehr ein Un- oder Antistil. Gefallen hat mir gegen Ende das rhythmische, laute
Stampfen auf dem Holz(?)-Boden, was passend plump aber überraschend effektiv
und dynamisch war, dennoch war da das Kind schon längst in den Brunnen
gefallen, oder gar schon ertrunken. So bitte nicht…
Wenigstens Ektomorf spielten
noch wie geplant und selbige machten nicht lange Gefangene sondern legten
gleich direkt los. Die Songauswahl ging quer durch alle möglichen Alben durch,
die Stimmung im Publikum wurde merklich besser und die Band hatte hier die
Leute definitiv hinter sich.
Ektomorf sind nicht die technisch anspruchsvollste Band,
noch würde ich überragend viel Tiefgang bei ihnen erwarten, aber sie
praktizieren diesen 100%-igen, rebellischen Voll-auf-die-Freße-Metal und dass
live wunderbar aufgeht, versteht sich von selbst.
Kurz wurde es mal ruhiger und ich dachte Zoltan äußert sich
vielleicht irgendwie zu den Anschlägen, zutrauen würde ich es ihm auf jeden
Fall, es lief aber auf das neue Lied „Holocaust“ hinaus, das hat einen ernsten
Hintergrund, wenngleich lyrisch natürlich ebenfalls recht simpel gehalten und
was soll ich als Deutscher da bei Zeilen wie „never forget, never forgive“ zu
sagen? Ja klar vergessen keinesfalls, nicht vergeben ist so eine Sache direkt betroffene dürften mitunter jedes Jahr schwieriger
lebend anzutreffen sein. Dass da die eigene Vergangenheit von Zoltan durchaus
auch davon betroffen war, macht den Song sicherlich auch zu etwas persönlichem.
Ich finde er fiel nur etwas aus dem Kontext und war in der Botschaft nicht klar
genug um da wirklich was zu bieten, nur eine wie so oft gerne propagierte,
latent rebellisch-pubertärere Anti-Haltung ist dem Thema gegenüber dann nur
etwas doch zu dünn und was wäre da eine angemessene Reaktion? Kleine
Unterbrechungspause des Moshpits und danach nahtlos weiter?
Zum Glück, oder je nach Sichtweise eben auch nicht, würde
das Lied aber nicht zum Stimmungskiller und danach ging es weiter wie zuvor.
Unterm Strich ein gewohnt guter, sympathischer Auftritt, gerne jederzeit
wieder. Idealweise nur mit einer anderen Vorband und weniger Überraschungen.
Grüße gehen noch raus an Barbara und ihren Freund (Ben?) und
an Max.