Samstag, 24. Oktober 2015

The Arson Project / Congreed – 16ter Oktober 2015 @ Oetinger Villa, Darmstadt



Ich hatte einfach sowas von Bock auf Konzert, das letzte lag fast schon einen Monat zurück – was für die Jahreszeit absolut überraschend ist (gemeinhin bekannt ist der Oktober mitunter einer der Konzertstärksten Monate im Jahr!) – daher war es mir auch relativ egal, dass der Headliner aus Schweden dem Genre Grindcore zugeordnet war, was maximal zu meiner flüchtigen, musikalischen Affären ohne große Liebe gehört. Der Opener aus Süddeutschland sollte angeblich eine bunte Mixtur aus Hardcore, Metal, Punk inklusive doomiger Einschübe kredenzen. Das klang jetzt nicht ganz verkehrt, mal schauen was der Abend bringt.

Einlass oder auch Start, sollte laut Homepage um 21 Uhr beginnen, die Summer der zu entlohnenden Euronen stand wieder zur freien Disposition, zwischen 6 und 8 musste die Summe liegen. Für unverfängliche und ausgeglichene 7 Euro entschied ich mich, die Bar ließ mit überaus freundlichen den Abend dennoch wieder sehr günstig enden.

Problematisch war dann doch eher das Dargebotene, denn der Start verzögerte sich enorm um fast anderthalb Stunden. Erst kam die Band, Congreed zu spät, dann musste erst aufwändig aufgebaut werden – die Drums bekamen erst ein „Absperrzaun“, was zuerst Befürchtungen einer austickenden Meute innerlich in mir entflammen ließ, immerhin spielte die Band unten, quasi in der „Menge“ (sie war doch recht überschaubar); sich aber schnell revidierte, als offenbar wurde, dass dies ein Anbau für das Schlagwerk war. Geduldig beobachte ich dieses teilweise auch amüsante Treiben, spähte auf die Playlist und kam nicht umhin nochmals auf die Uhr zu starren, da mir 13 Songs allein für die erste Band irre viel erschien, immerhin musste ich am nächsten Tag früh raus und arbeiten.

Aber dann ging alles schnell, nach nicht mal 25 Minuten war der Gig vorbei, alle Songs waren inklusive Zugabe durchgespielt und die musikalische, irre weitläufige Umschreibung von „Hardcore, Metal, Punk und Doom“ traf treffender als erwartet, oder gar gewünscht. Während ich mir nämlich noch die Zeit nehme vorsichtig ein „Thrash“ vor das Metal anzuhängen, switchte die Band auch schon wieder innerhalb weniger Riffs in eine zähe, doomige Substanz um nach wenigen Sekunden wieder mit einem Breakdown das Genre zu wechseln.

Das war per se nicht schlecht gemacht, vor allem – die, für den der mich kennt wenig überraschend, Doom-Parts gefielen mir durchaus und waren griffig, hingen aber dennoch leer im Raum, weil die absolut willkürlichen und zufälligen Wechsel mehr etwas von einer 5 Sekunden-Preview eines bunt gewürfelten Samplers hatten.

Die einzige Konstanz war, dass es keine Konstanz gab. Und das ist ja irgendwie, naja… weiß ja auch nicht…

The Arson Project hatten coole Shirts dabei, ich wollte aber erst die Musik hören, bevor ich mich da auch nur ansatzweise damit eindeckte. Der Soundcheck ging etwas schneller von statten, verglichen mit der ebenfalls sehr schnellen und im wahrsten Sinne des Wortes „kurzweiligen“ Show hatte er aber dann in diesem Maßstab doch seine Längen. Die Musik wurde noch um einiges lauter, das war schon ein unangenehmes Niveau und auch die „Can you maybe put your amp a little bit down, it’s really, very, very, very loud?“-Anfrage des Soundmanns wurde von der Band mit ungläubigen Lachen und Kopfschütteln beantwortet und auch prompt ignoriert.

Mehr als „nett“ war das Ganze dann leider auch nicht, auch hier irre schnelle und kurze Lieder, was in meinen Augen den Eindruck eines latent zerfahrenen, fragmentarischen Songaufbaus hinterließ, kombiniert mit dem „wattierten“ Sound und Druck der Ohrstöpsel typisch distanziert und matt klangen, welche im besten Merkel-sprech aber alternativlos waren, da Tinitus zwar ein cooler Künstlername, nicht aber eine sonderlich lohnenswerte Erfahrung für das eigene Gehör ist. Dazu war der Tag dann auch recht lange gewesen, die Minimaldosierung Alkohol schlug ungewünscht stärker als gehofft an und mein „Lieblings“-hampelmann vor mir ging mir zunehmend auf die Nerven, mit wild nach hinten auszuckenden Beinen, zwei Handbreit oberhalb meiner Knie und höher  - was sich einer kritischen Zone bedrohlich mehr nähert, als es mir für so ein flüchtiges, dafür sicherlich intensives Spotanrendezvous lieb ist.

Als die Band zu Ende gespielt hatte, war dann sogar noch nicht mal Zwölf Uhr, beim Merchstand waren nettweise kostenlose Sampler ausliegend wovon ich mir mein Pflichtexemplar lieb fragend aneignete um gemütlich die nächste Bahn heimwärts fußläufig zu erreichen. Sooo der Bringer war der Abend nicht, aber dafür hat er auch nur knapp über 10 Euro gekostet, CD gab es gratis dazu und ich war mal endlich wieder weg…

Donnerstag, 22. Oktober 2015

# Reingehört # Blitzurteil: Platten der Woche: Agalloch - The Serpent & The Sphere

Im Eilverfahren hörte ich dieses Album mehrmals am Stück an, für das bevorstehende, inzwischen hinter mir liegende und ausnahmsweise sogar schon "längst" rezensierte Konzert von Agalloch (nachzulesen hier: Agalloch – 19ter August 2015 @ Nachtleben, Frankfurt ) wollte ich zumindest insofern vorbereitet sein, als dass ich die neueren Songs nicht komplett als neu empfinde, sollte der Schwerpunkt der Songs ja vermeintlich auch auf dem letzten Album liegen.

Bei der außergewöhnlichen und absolut eigenständigen Kombo aus Übersee, welche gekonnt Doom, Black Metal und Folk vermengen - schien mir auch der Blick in die Lyrics als lohnenswert. Hier konnte ich aber überraschend wenig damit anfangen. Dieser orbital angehauchte Touch verstörte mich total und bot mir keinerlei, inhaltliche Andockfläche - auch wenn dies nur ein sehr oberflächlicher Eindruck sein könnte, denn vertieft habe ich mich darin leider nicht weiters. Klanglich spiegelt es die inhaltlichen Befürchtungen zum Glück nicht wieder, aber trotzdem war ich innerlich schon etwas distanziert, das Album mir ein wenig entrückt.

Für mich steht und fällt das Image der Band allein mit dem großartigen "Ashes Against The Grain" - für mich auch der Einstieg in die Band Diskographie. Klanglich absolut herausstechend, nicht nur allein wegem dem prägnanten "Limbs" als Opener, vermittelt es vor meinen Augen sofort zahlreiche, intensive Bilder - überwiegend aus der Natur, zwar hie und da verschwommen, dennoch greifbar. Kein Zufall, dass dieses Album auf Dauerschleife lief, als ich eines meiner, in meinen Augen besten Werke schrieb. (Ich drifte ab, ich merke es, aber ist ja bald Weihnachten )

Im Netz hab ich gelesen, dass das Album gerne mit "The Mantle" verglichen wird, finde ich zwar nicht direkt - auch wenn ich mir dort ebenso schwer tue, da spontan einen hervorstechenden Song zu bennen. Beim direkten Vorgänger, "Marrow Of The Spirit" war es zweifelslos der Übersong "Black Lake Nidstang" welche die schwarz-metallische Verfärbung mit einem fast schon dem DSBM-Lehrbuch entsprungenen Schrei krönt.

Hier bin ich mir noch nicht so sicher, klar ist - "Dark Matter Gods" hat das gewisse Etwas auf dieser Scheibe, was Melodie, Dramaturgie und Gestaltung anbelangt. Und auch das Album ist garantiert nicht schlecht, aber noch zieht mich nicht alles mit. Ich bin optimistisch, dass sich da noch Spielräume für auftun, vom ersten Höreindruck bin ich auf jeden Fall schon Meilen entfernt, a) weil ich es mehrmals hören wollte, weil es dennoch einen qualitativ guten Sog in sich birgt b) nun leider auch schon ein wenig Zeit ins Land geflossen ist. Daher auch, mal eine etwas wirklich ausführlichere Version, welche der ursprünglichen Intention dieser Kategorie zwar etwas enteilt, aber gerne unter der Rubrik "Überstunden" verbucht werden dürfen.

4 Blitze mit Option auf mehr; aber dann in dieser Rubrik auch kaum Sinn mehr machend, das wäre was für das abschließende Review. ;)

Dienstag, 20. Oktober 2015

+++ Neuer Song, neues Draconian Album: Sovran +++

Am 30ten Oktober veröffentlichen die Death/Doom/Gothic Schweden um DRACONIAN ihr nun mehr fünftes Album, mit der neuen Sängerin Heike Langhans. Selbstverständlich ist das hoffentlich schicke Teil längst vorbestellt - in der limitierten Fan-Edition, mir geistern hierbei kühne Ideen wie ein Unboxing-Video durch den Kopf, das ist zur Zeit ja alles so sonderbar hip und angesagt(!) - aber primär freu ich mich sehr auf das Album, wenngleich ich auch sehr angespannt und skeptisch bin.

Denn Heike hat den undankbaren Job, die in meinen Augen unersetzbare Lisa Johansson eben zu ersetzen. Bislang konnte man die Kombination Band + neue Sängerin unter anderem beim Coversong "Demon You/Lily Anne" schon vorab hören. Die Version schafft es schon mal sehr gut, komplett anders und zu 100% nach Draconian zu klingen (Direktlink zum inoffiziellen Youtube Video) - das starke Original von LAKE OF TEARS sei an dieser Stelle aber definitiv auch empfohlen! Die gesangliche Leistung der neuen Sängerin fand ich aber leider nur nett. Sie hat Talent, ohne Frage - aber im Vergleich fehlt mir da echt das gewisse Etwas.

Oder wie ich es im verrosteten Schulenglisch kommentierte:

I really prefer Lisa, she got a stronger voice while beeing able to sound fragile too. I think she was able to carry a song alone with an outstanding warm and gentle sound. This just sounds more like escorting it and in my opinion more generic. I don't want blame Heike for herself, but in a musical way it broke my heart when i heard Lisa left cause no one can replace her - in my opinion. By far the best female singer and the only one i wished i could sing her parts too, just because they are so fvcking amazing!! ^^

 Auf Metal-Hammer.de gab es jetzt exklusiv schon ein Lyrics-Video von einem neuen Song auf dem kommenden Album. Da ich keine Ahnung hab ob die einschüchternde, sinngemäße "dieses Video ist nicht gelistet, überlegen sie sich genau mit wen sie es teilen" - Worte rechtliche Relevanz haben können, verlinke ich halt mal nicht das Video direkt, sondern den Artikel:

http://www.metal-hammer.de/draconian-song-premiere-rivers-between-us-538717/

Sonderlich wichtiges steht dort nichts drin, aber eben das Video was für mich mal Stein des Anstoßes war, denn das klingt verdammt anders, viel mainstreamiger und leider sehr gefällig und hört sich kein bisschen nach Draconian sondern am ehesten noch nach SHADOWGARDEN an. Das ist zwar personell kein riesiger Schritt, aber klanglich und musikalisch schon komplett verschieden. Klar die Gitarren klingen noch so wie erwartet, aber dann dieser butterweiche Refrain, der so ungewohnt glatt, generisch und ohne diesen besonderen Tiefgang daher kommt, das fast schon schwülstige Duett, macht mich nicht unglücklich Leute!

Zum Glück soll der Rest aber anders klingen, daher bin ich weiter gespannt was mich erwarten wird, wenngleich mit minimal abgesenkten Erwartungshaltungen.



PS: Eigentlich voll Off-Topic hier, aber was für inhaltsleere, belanglose Bla-Meldungen gibt es da inzwischen auf Metal-Hammer Online? Ich bin ja schockiert, gibt's dort auch bald kostenlose Mail-Adressen für jedermann? *g*