Mittwoch, 19. November 2014

Sólstafir – 08ter November 2014 @ Nachtleben, Frankfurt

Folgendes ist ein chronologischer Affront, den für diesen Bericht überspringe ich ganze 15 noch nicht geschriebene Konzertberichte, derer es auch stetig immer mehr werden. Ob ich alle noch schreiben werde oder überhaupt werde schreiben können ziehe ich ein wenig in Zweifel, da das aber frisch ist und noch nicht alt, vermodert und fast schon verjährt, einfach zur Abwechlung mal ein "neuer" Bericht, viel Spaß:




Manchmal gibt es Tage, die sind gespickt mit Anzeichen, dass irgendwie der Wurm drin ist und der Tag nicht so läuft, wie man sich dies gerne wünscht. Dabei sah es anfangs ganz gut aus. Vom netten Micha – Gruß an dieser Stelle – bekam ich die Eintrittskarte geschenkt, was ob der Ratzfatz ausverkauften Veranstaltung sehr toll von ihm ist. Auch Zeit war vorhanden, morgens arbeiten – abends feiern, hört sich alles verdient an. Dazu mit Sólstafir einen sicheren Garanten für einen guten Abend und mit Sahg durchaus auch eine Band im Line-Up, die ich doch mal gerne hören würde. Aber von reibungslos kann leider nicht die Rede sein.

Eingerahmt wurde der Abend, das ganze Wochenende, gefühlt der ganze Monat vom illustren Bahnstreik, der mir vorab einiges an Kopfzerbrechen verursachte. Fahren die Anschlüsse, fährt überhaupt was – komme ich nach Frankfurt und noch viel wichtiger, davon auch irgendwie wieder weg?
Parallel dazu plagten mich noch Zahn- und daraus resultierende Kopfschmerzen vom Konzert der voran gegangen Woche mit Insomnium, als sich zwei Köpfe beim Bangen näher kamen, als sie es sollten. Drin sind sie noch alle, wackeln tut auch keiner – aber irgendwie war das nicht so gesund und was sich normalerweise, die letzten Tage über immerhin für ein paar Stunden mit Kopfschmerztabletten egalisieren musste, funktionierte an diesem Abend natürlich nicht.

Aber das war noch lange nicht alles, da ist durchaus noch einiges an Potential da – um den Abend stark zu beeinträchtigen, wenngleich auch zum Teil selbstverschuldet, wie die absolut unausgeschlafene Tatsache; das mich ein Forenchat mit viel zu lange nicht mehr „gesehenen“ Usern die Nacht über wach hielt. Natürlich bereue ich gar nichts, aber wir hantieren mit lächerlichen 3,5 Stunden Schlaf, welche mich den ganzen Tag und Nacht über begleiteten; und wesentlich mehr war mir auch in der vorangegangenen Nacht nicht gegönnt, oder kam einfach nicht zustande.

Völlig übermüdet und mit Kopfschmerzen wählte ich also aus einer Vielzahl an ausfallenden Zügen, die scheinbar verlässlichsten aus und hatte, ausgehend von den angegebenen Uhrzeiten (Einlass 18:00 Uhr, Beginn 19:00 Uhr) und abzüglich einer kurzen Stippvisite bei ehemaligen Kollegen ein Zeitkonto von ca. Minus 10 Minuten. Aber 10 Minuten von der ersten Band verpassen ist okay, immerhin fährt ja eine Bahn.
Sollte man meinen, denn kurz nachdem sie die erste Haltestelle passierte, fiel kurzfristig das Fahrtriebwerk aus und quälende 20 Minuten des Wartens zogen sich zäh dahin und schickten mich gleich auf die Bretter. Ich werde in Bahnen und Bussen wahnsinnig müde – was ich eh schon war; und wenn gar nix passiert – was bleibt mir auch noch viel über als zu schlafen?

Ich zog mir also gleich einen Energy-Trink am nächsten Automaten um irgendwie wieder auf die Beine zu kommen, klapperte die eingeplanten Routenpunkte schnell ab und verspeiste im Gehen noch flott eine Bratwurst um endlich im mehr als gut gefüllten Nachtleben einzutreffen.
In selbiger Location war ich bislang noch nie gewesen; mir war aber durchaus bewusst – dass sie zusammen mit dem Batschkapp betrieben wird, folglich waren die in meinen Augen überteuerten Getränkepreise keine Überraschung, sondern zu erwarten. 3€ für ein 0,3er Bier nach Wahl sind für mich teuer, ich mein das sind hochgerechnet 20 Mark für die Maß, ich glaub es hakt?!!


Ansonsten ist die Location eigentlich recht schnuckelig, die tapezierten Wände machen durchaus was her und wäre es nicht gerammelt voll gewesen, hätte sich sicher ein Gemütlichkeitsfaktor eingeschlichen, aber die Zuschauer standen wirklich dicht an dicht bis zur Tür.

Wie ich recht bald erfuhr, war die Band on Stage bereits Sahg, denn wie eingangs angedeutet – wenn es läuft, dann läuft es richtig; heißt konkret mit Betonung auf bereits, weil ich sie als zweite Band erwartet hatte und damit auch noch richtig lag! Scheinbar fing das Ganze gut eine halbe Stunde früher an als angekündigt, somit addiert mit den 10 Minuten eingeplanten Verspätung und der weiteren Verspätung durch die Bahn, war der Abend beim Eintreffen schon halb durch. Später wurde im Gespräch mit anderen Besuchern die HoGeLo (Hooligans gegen Lokführer) ins Leben gerufen; aber so viel Interaktion fand vorab noch nicht statt.
Im Gegenteil, empfand ich das Publikum ausgesprochen lethargisch und teilnahmslos, Applaus fiel gefühlt nur beiläufig und außerversehen und bei Anfeuerungsrufen traute ich mich ja fast nicht mal mitzumachen, so stoisch es sich vor der Bühne verhielt.

Und das hatten Sagh garantiert nicht verdient, denn sie wirkten unverkrampft und sympathisch und gaben sichtbar ihr Bestes um irgendwie ein wenig Leben in die Bude zu bringen. Der Sound war erdig und schwer, direkter und grooviger Stoner-Rock mit doomigen Querschlägern. Leider nicht ganz partout on point, ab und an riss bei mir die Begeisterung kurzzeitig und ich kam etwas ab vom Flow, aber insgesamt wirklich eine anständige Performance, mit lediglich – in meinen Augen, viel zu wenig Resonanz aus dem Publikum.

Das änderte sich bei Sólstafir schlagartig – allerdings nicht im Geringsten, wie ich es mir wünschte, aber dazu später mehr. Ich verrate gleich jetzt schon, es war bei weitem nicht mein bester Gig von ihnen, welche ich zum ersten Mal 2010 auf dem Summerbreeze sah, kurz darauf im Haus 11 in Stuttgart, was bislang der beste Auftritt war, in den Niederlanden auf dem FortaRock Festival 2012 und zuletzt auf dem Party.San Festival 2012. Bei letzterem hatten sie sehr viel Hall auf die Stimme gelegt, was ich bei anderen Bands kritisierte, hier aber zur Musik passte. Dieser war heuer nicht mal ansatzweise vorhanden und ich bin mir nicht sicher, was mir lieber gewesen wäre.
Für mich lebt die Musik von Sólstafir von verzauberter, tranceartiger Monotonie, welche selbst mit wenigen Riffs und oft scheinbarer Unklarheit es schafft, wunderbare Melodien zu erzeugen und sich jederzeit ausdrucksstark aus sich herauszubrechen und damit in jeglicher Phase der Musik eine unglaubliche, musikalische wie auch emotionale Tiefe zu erzeugen. Sie präsentiert für mich auf jeden Fall auch eine sphärische Weite, Freiheit aber auch Einsamkeit.
Diesem Gefühl auch nur ansatzweise nahe zu kommen, war bei den örtlichen Verhältnissen schon etwas schwieriger. Relativ kleiner Raum, niedrige Decke, zwar sehr guter aber auch knalldirekter Sound und überfüllt, vor allem mit Vollidioten… !

Mir geht es echt nicht in den Kopf, wie man zu Sólstafir permanent meint, einen Moshpit anzetteln zu müssen, das ist schlicht und ergreifend nicht die Musik dazu! Sólstafir zaubert so wunderschön ausschweifende Soundlandschaften und ich möchte ergriffen meine Augen schließen und diesen endlos gehaltenen Riff genießen, da bricht vor mir schon wieder Unruhe aus und die ganze Menge ächzt unter der egoistischer Selbstbespaßung einiger musikalischer Ignoranten. Wenn euer Ritalin falsch dosiert ist, wendet euch an euren Arzt, aber geht nicht den Leuten auf den Sack, denn da war ich bei Weitem nicht der einzige, der davon mehr als nur genervt war. Auch diesen komischen „wir-ziehen-uns-unser-Oberteil-aus-und-fassen-uns-an-und-hüpfen-im-Kreis-oder-gegeneinander“-Homotanz wollte niemand sehen. Was zur Hölle habt ihr denn für Musik gehört? Sólstafir wird es wohl kaum gewesen sein.

Der Auftritt war soweit recht passabel, die Ansagen lustig und humorvoll „silent, it’s so silent here – i like that. No, im not kidding“ und von da an flüsterte er immer wieder „silent, silent“ und das Publikum sollte mitflüstern und raunen. Dass der Frontmann gerne redet war nicht neu, hatte wieder nicht alles verstanden aber ich meinte – er fand das Rumgehopse vor der Bühne sogar auch doof.

Hier und da waren ein paar neue Songs vertreten, welche ich noch nicht kannte – aber sich perfekt in die Setlist einfügten, dazu auch ein paar meiner Favoriten – „Goddess Of the Ages“ – welches Performance technisch aber nicht an erwähnten Gig im Haus 11 heranreichte. Wie er da mit seiner Jacky Flasche über die Bühne torkelte, der Ausdruck, die Stimme dabei – Gänsehaut!! Diesmal war die Show leider nicht so stark, genauso wirkte er auf mich damals verzweifelter UND sobald der Song ein bisschen mehr Fahrt aufnahm, musste natürlich wieder gemosht werden. Was zur Hölle ist da bitte kaputt in den Köpfen? -.-

Als Beweis dafür, wie zivilisiert man zu der Musik sein kann, ein Link zum damaligen Auftritt – man sieht leider nur nicht alles so gut, er labert am Anfang noch ein wenig rum und ich stand damals auch ganz woanders, aber sehens- und hörenswert!
(https://www.youtube.com/watch?v=tJ4F7kuu8go)

Was bleibt, ein eigentlich guter Auftritt, der durch dämliche Zuschauer leider doch stark beeinträchtigt wurde. Schade, schade…

„Fun-Fact“: Als das Konzert um ca. 22 Uhr aus war, sollte der Streik eigentlich schon vorbei sein, trotzdem fielen die nächsten zwei S-Bahnen aus, worauf hin ich eine Stunde am Hauptbahnhof auf die nächste Regionalbahn wartete. Es war irgendwie nicht ganz mein Tag…


PS: Nochmals Grüße und vielen Dank an Micha, auch wenn das kumuliert unglaublich negativ klingt – war es doch noch ein schöner Abend und Musik war top, danke. ;)

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