Frontcover |
Die Sinsheimer um Silent Overdrive dürften wieder deutlich
weniger Menschen kennen und auch bei mir ist es reiner Zufall, dass die kurze
EP mit einer Spielzeit von gerade mal 25 Minuten den Weg zu mir fand. Ein
typischer Fall von Beifang beim Abgrasen von ganzen Sammlungen für wenig Geld.
Sonderlich ansprechend wirken sie rein optisch auf dem ersten Blick nämlich nicht.
Ob ehrliches Understatement oder nicht, die Musik wird es zeigen…
„Reality Bites“
so der erste sozialkritische Titel welcher mit anschwellenden Gitarren aus den
Startlöchern gekrochen kommt. Zusammen mit den Drums gewinnt er schön an Fahrt
bis die Vocals einsetzen und sich eine Mixtur diverser Stilrichtungen abbildet.
Neben der überwiegend thrashischen Schlagseite funkelt da hin und wieder ein
klein wenig Hardcore durch den Refrain. Das Lied ist recht melodiös gehalten,
griffig und direkt und erfüllt seinen Soll ohne aber gleich Häuser abzureißen. 6,5 Punkte
Vielleicht wird es ja mit dem „Wake Up Call“ besser und man legt noch eine Schippe drauf? Der
direkte Einstieg lässt dies auf jeden Fall vermuten, die Geschwindigkeit wird
leicht angezogen ohne allerdings Schallmauern zu durchbrechen. Man findet sich
im flotten Midtempo wieder und spielt munter so vor sich hin. Der Refrain ist
etwas ruhiger gehalten und hie und da wird auch versucht dem Ganzen stimmlich
etwas Variabilität zu geben. Richtig clean wird dabei nichts, höchstens in
Nuancen „klarer“ beziehungsweise „tiefer“ gegrowlt oder geshoutet. Der Gesang
ist insgesamt leicht rau, was nicht schlecht aber auch nicht sonderlich
hervorstechend ist. Aber immerhin wird hier ein wenig versucht zumindest ein
weiteres Spektrum zu erzeugen. Das gelingt nicht ganz, aber beim zweiten Song
hat man noch Geduld. 6,5 Punkte
Erschienen bei: MDD Records EAN-Nr.: nicht vorhanden Katalog-Nr.: MDD36CD |
„My Decision“
werde ich nach diesem Hörgang sicherlich auch treffen müssen, im speziellen
fällt mir hier aber schon nicht sonderlich viel anderes mehr ein. Auch dieser
Song ist fraglos flott nach vorne gespielt und besitzt seinen Groove, ließe
sich live sicherlich hervorragend spielen und zum mitbangen animieren; aber ich
käme nie auf die Idee zu sagen – „Hey, ich höre mir jetzt mal My Decision an
weil…?“ - weil es dafür weder Gründe für
und wieder gäbe. Nicht schlecht, aber beliebig. 6 Punkte
Es scheint mir fast, als wäre die Tracklist meiner Meinung
angepasst? „Ready To Fall“ schimpft
sich der nächste Song und selbiges passiert auch mit dem Hörgenuss. Das Lied
ist nicht schlechter als die vorherigen und könnte auch beliebig in der
Tracklist verschoben werden, aber so mittig auf der EP platziert erwarte ich
langsam irgendwie einen Knackpunkt oder einen Schuss Abwechslung. Die paar
Sirenen in der Mitte reichen da bei weitem nicht aus. Klar ein netter Gimmick,
passend auch zu Cover und Stimmung, musikalisch trägt dies aber kaum etwas bei.
So sind meine Liedbewertungen auch immer auf das Gesamtalbum zu beziehen, der
aktuellen Entwicklung und Stimmung. Wichtig ist es nämlich nicht nur gute Songs
zu schreiben, sondern sie auch zu platzieren um sie ihre Wirkung entfalten zu
lassen – denn auch dort kann man einiges schief machen. Wenn ebenbürtige Lieder
gefühlt wahllos verteilt sind, beziehungsweise sie sich nicht gegenseitig zu
stützen oder zu ergänzen wissen, oder aber auch ihre Verteilung sowieso egal
ist – wird es immer wieder Lieder geben, welche dafür im Vergleich mehr leiden
als die Anfangsstücke, denen noch eine Euphorie oder Unbefangenheit gegenüber
steht. Das ist auch hier so ziemlich der einzige Grund, warum es diesmal nur
noch 5,5 Punkte sind.
Die Booklet Gestaltung ist schon um ein vielfaches spannender gestaltet als der Rest. Schade, denn von außen finde ich, macht die CD nicht wirklich was her... |
Drei Songs stehen noch aus, „Never Safe“ ist die nächste Chance noch was zu retten – denn
selbiges ist man vor meinem Urteil nie. Die kurze und potentiell prägnante
Gitarrenmelodie weckt zarte Hoffnungen, aber das dann startende Geschrubbel
erzählt mir nicht mehr oder weniger als die Songs davor. Nahezu null Variation
in Geschwindigkeit oder Gesang und auch wenn es sich nicht anhört, als hätte
ich dies Lied gerade schon gehört, hört sich aber auch nichts wirklich neu an. 5 Punkte
Wieder ein unfreiwillig schön für sich selbstsprechender
Titel: „Need To Be“. Ja es needed
wirklich dringend. Ich gebe jetzt schon mal 5 Punkte, tiefer kann ich unmöglich gehen, denn die Musik ist
wirklich nicht schlecht, noch sind die Songs an und für sich langweilig. Aber
auch auf einer kurzen EP kann man doch nicht permanent gleich klingen?! Gibt es
da keine Ambitionen oder dergleichen?
Weil mir sonst nichts Besseres einfällt: ich bin froh, dass
die Lyrics nicht so deutlich gesungen oder betont sind. Diese sind zwar nicht
vordergründig wertungsrelevant, da müssten schon gröbere Böcke geschossen
werden – aber was alle sieben Stücke gemein haben, außer dem gleich klingenden
Tenor, (was konzeptionell gut, musikalisch bedingt gut ist) sind diese
Reimzwänge. Und sauber und/oder schön ist das nicht immer. Zum Glück gesanglich
schön umfahren, denn das hätte man durchaus noch betonen können – aber dies
wäre in meinen Augen ein Desaster gewesen. Diese Zwischennotiz und Meinung sei
erlaubt.
Backcover und Tracklist + Zusatzinfos welche im Booklet nicht stehen. |
So Schlussspurt: „Babylon
Nation“ ist der letzte und kürzeste Track. Der hat zwar nicht wirklich
einen großartigen Nachhall, aber es wird gefühlt deutlich melodiöser geshoutet
und auch das wirklich kurze Gitarrensolo wird mal besser ins Rampenlicht
gestellt. Warum nicht gleich so? Aber bevor man sich zu sehr freut ist der
letzte Klang auch schon ausgefaded. Ob das ein Appetizer für zukünftige
Veröffentlichungen sein soll? Fraglich ob dies Absicht gewesen sein soll, zumal
mir der Sinn nicht ersichtlich ist – direkt am Ende aufblitzen zu lassen, sich
eventuell doch noch ein wenig ändern zu können. Wie auch immer: 5,5 Punkte.
Cover:
Es ist ja wirklich nicht detailarm noch eine schlechte Idee
ein Art Schattenzeichnung auf das Cover zu werfen, ich finde es nur leider
extrem öde und nicht ansprechend. Würde ich durch eine beliebige Kiste
unbekannter CDs wühlen, würde ich diese CD niemals anfassen, mir nicht mal die
Mühe machen nach Details auf der Zeichnung zu suchen. Die CD selber sieht
besser aus, ebenso die Booklet Gestaltung – aber so weit würde ich gar nicht
erst kommen. Die Rückseite wirkt auf mich wie eine beliebige Hardcore Band,
nein die Außeneindrücke sind echt sehr bescheiden.
Fazit:
Schwer zu fällen und vor allem schade. Technisch gibt sich
die Band wirklich keine Blöße, auch der Sound ist ordentlich produziert und
klar. Das stimmt soweit alles und auch musikalisch gefällt die Band mit ihrem
modernen Thrash Metal der Einflüsse von Death Metal und Hardcore vorzuweisen
hat, aber sie setzt absolut Null Akzente. Ich würde nicht mal behaupten, dass
sie wie eine Allerweltsband klingt – aber sie sticht in keiner Weise hervor,
steht paradoxer Weise sogar in ihrem eigenen Schatten. Ich habe nicht das
Gefühl etwas Belangloses gehört zu haben, aber etwas Gesichtsloses an was ich
mich aus dem Stehgreif nicht wirklich erinnern kann. Es ist und bleibt
lediglich nett und die Bezeichnung „Durchschnitt“ kommt mir selbst wie eine
Höchststrafe vor da doch mehr möglich wäre, aber für mehr reicht es so leider
nicht. Wer Gurd und Konsarten mag, könnte mal vorsichtig vorbei schauen – lange
dauert es ja sowieso nicht.
Gesamtergebnis: 5,25
Gesamtspielzeit: 25:13
Durchschnittsdauer: 3:36
Liedqualität: 5,71 (3x)
( 6,5 + 6,5 + 6 + 5,5 + 5 + 5 + 5,5 ) / 7 = 5,71
Cover: 5,63 (1x)
Cover: 3,5
Lyrics: 7/7 = 10
Aufmachung: 5,5
Abwechslung: 3,5 (1x)
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