Die „Festival“-Saison begann für mich diesmal
in Stuttgart. Nach einer etwas nervigeren Anreise – ich hasse es einfach in
Stuttgart Auto zu fahren – kamen wir leicht verspätet an und fanden gleich
einen Parkplatz unmittelbar vor dem Eingang. Werktags wäre es zwar ein
Halteverbot gewesen, aber wir hatten ja Samstag.
Die erste Band, welche vor allem ich mir
interessehalber hätte ansehen wollen, die sächsischen Andras, hatten dabei aber schon ihren Auftritt hinter sich.
Anekdote hierzu ist ein in meinen Augen sehr starker Song auf einer Legacy-CD.
Dieser veranlasste mich dazu ein Frühwerk der Band käuflich zu erwerben, was
sich als brutaler Schuss in den Ofen erwies. Eine Recherche meinerseits stieß
auf einige spöttische Kommentare, welche der Band attestierten, reihenweise
unterirdische Alben an den Mann gebracht zu haben und sich dabei jedes mal
leicht qualitativ zu steigern. Laut meiner Schlussfolgerung, hätte die Band
dann jetzt eigentlich – ausgehend von einem linearen Qualitätsanstieg – einen
Bombenauftritt abliefern müssen, was es zu beweisen galt. Nur eben leider ohne
mich…
Dafür ließen Ancestors Blood erfreulich aufhorchen. Klar, über die kauzige Optik
kann man sich streiten – der Sänger in einer braunen Robe gehüllt, im Stile von
Sunn O))) und ausgestattet mit einer
großen, urig verfärbten Handtrommel, während der Rest der Band im Gegensatz und
im Kontrast ganz normaltypisch auftrat. Aber der Sound wusste zu gefallen. So
sehr nach Pagan klang es im Gegensatz zu den verliehenen Bezeichnung, auf
welche ich bei einer oberflächlichen Vorinformation stieß, nicht. Ich fand doch
eine deutlich, wenngleich atmosphärische und weitläufige schwarz-metallische
Ausrichtung und zu meiner Freude Vocals welche eins zu eins dem DSBM entnommen
sein konnten. Definitiv eine interessante Band, welche vielleicht einen
weiteren Blick wert ist. Die Auftrittszeit war dann doch leider recht kurz,
welche ich auch nicht in Gänze sehen konnte.
Ereb
Altor hingegen hatten hingegen einen sehr miesen Start. Das erste Lied lief
klanglich absolut nicht zusammen, der Klargesang und Growlgesang „harmonierten“
zusammen auf eine schrecklich dissonante Art und Weise. Da kam absolut keine
Stimmung zustande, die Enttäuschung war mir definitiv ins Gesicht geschrieben
und inzwischen sitzend, schrieb ich die Band fast schon ab. Sie konnten sich
zum Glück aber wieder fangen und ihr Potential unter Beweis stellen. Die Growls
allein funktionierten wunderbar und später ebenfalls beides zusammen. Es
flackerte vermehrt eine Epik auf, auch das Songwriting war interessant. Ein
zufriedenstellender Abschluss, aber der Anfang ging leider gar nicht.
Vielleicht beim nächsten Mal.
Als nächstes wäre Finsterforst an der Reihe gewesen. Da Helheim aber scheinbar früh abreisen musste und
„unglücklicherweise“ den letzten Slot des Tages hatten, wurden die beiden Bands
kurzerhand in der Running Order ausgetauscht.
Die Norweger boten einen eingängigen und
melodischen Black Metal mit leichtem Paganeinschlag, wirkten sympathisch und
boten eine gute Show. Gefiel mir doch recht gut und wurden entsprechend
gefeiert, weswegen Details in kreisförmigen Bewegungen untergingen.
Erwähnenswert war vielleicht noch das gute „Ace of Spaces“ Cover von Motörhead,
was Lemmys kratzigem Organ doch erstaunlich nahe kam.
Für Fjoergyn
war ich dann doch leider nicht Avantgarde genug. Der Name sagte mir schon
etwas, konnte ich aber nicht genau zuordnen. Erinnerten mich sofort am Rande an
Dornenreich, welche allerdings auch
nicht wirklich einen Platz in meinem Herzen erklimmen konnten. Wäre ich jetzt
provokant, ja ich bin es – pack ich noch Alexander Kaschte mit auf den Teller um ansatzweise ähnliche
Stimmen, Sangarten und Lyrics auszutangieren. Und die Stimme war leider sooo
oft schräg eingesetzt und wirkte daneben, übertrieben oder eigenwillig
unpassend – gehörte womöglich sogar so, war mir aber definitiv zu viel des
Guten. Ich hör ja viel Krach, aber das war selbst mir zu viel. Da das minimale
Bierlimit schon ausgeschöpft war, mussten halt die Merchstände in der Zeit
zumindest begutachtet werden.
Die nächste Band hatte ich theoretisch schon einmal live
gesehen –
danke Batschkapp (-.-) – diesmal allerdings auch tatsächlich.
Vreid enterten für über anderthalb
Stunden die Bühne. Die Musik sagte mir wieder deutlich mehr zu und fleißig
wurde ein Nackenmuskelaufbautraining betrieben. Allerdings war ich konditionell
noch nicht auf der Höhe und wurde schlagartig sehr müde, weswegen wir ungefähr
bei der Hälfte kurz abdrehten und dem nahen McDonalds einen Besuch abstatteten.
Pünktlich zu Ensiferum
waren wir dann aber wieder in der Halle, welche jetzt wenig überraschend
ordentlich gefüllt war. Hier ein ähnliches Bild. Ensiferum hatte ich bereits
theoretisch live gesehen und stolz in meine Seen-Live Liste eingetragen. Dachte
ich zumindest bislang, bis ich darauf hingewiesen wurde, dass ich Anno 2010
kurz vor Auftritt auf dem Summer-Breeze mit einem Sonnenstich mich gen Schatten
verzog.
Diesmal war es aber schon Nacht und es schien keine Sonne
mehr. Ich fand Norther (unter Petri Lindroos) bislang immer wesentlich härter
als Ensiferum, was auch der Tatsache entspricht, live klingt Ensiferum aber
dann doch noch einen Tacken heftiger und geiler als auf der Silberscheibe.
Davon boten sie einen Kreuzquermix aller ihrer Alben, einschließlich dem
neusten Output.
Die Stimmung im Saal war gut und ausgelassen, die Show
absolut überzeugend – aber bei aller Freude. Bitte nehmt doch etwas Rücksicht
auf umstehende Personen. Klar, wenn ich in den Moshpit geh, bin ich bis zu
einem gewissen Grad selber schuld, deswegen hielt ich mich davon auch fern.
Schütze aber nur bedingt. Ich war teilweise kurz davor manch
Möchtegerndampfwalze welche sich vehement vorbei stießen und prügelten, an den
Haaren oder am Hals zu packen und zurück zu ziehen um mich für dieses asoziale
Verhalten zu revanchieren. Fette Dreadlocks dauernd ins Gesicht geklatscht zu
bekommen find ich auch nicht so prickelnd und da ich ausnahmsweise meine
Stiefel im Auto ließ, war meine Toleranz bezüglich 100kg+ auf meinem Fuß
und/oder Knöchel auch etwas niedriger angesiedelt.
Danach war ich allerdings vollkommen platt, Finsterforst hätte ich zwar auch noch
gerne angeschaut, stieß hier aber an meine Grenzen, zumal ich direkt im
Anschluss noch zwei Stunden Autobahn vor mir hatte.
Die Location an und für sich war eigentlich
recht cool. Es gab zwar im Verlauf stets besetzte Sitzplätze, aber dass sie
theoretisch vorhanden sind – fand ich recht angenehm. Die Größe war noch
vertretbar, in diesem Fall sogar angenehm, da die Menschen so nicht allzu sehr
aufeinander gedrängt standen. Der Sound war den Abend über toll, die Atmosphäre
ging in Ordnung – Preise von 3€ für 0,4l Bier oder Cola. Jaaaa – ein echter Schwabe
kann davon natürlich nicht begeistert sein. Aber wir hatten ja zum Glück das
Auto mit ausreichend Trinken direkt vor der Tür stehen, womit diese überflüssig
anmutende Information doch noch eine rückwirkende Berechtigung bekommt.
Der Abend war Gesamt gesehen eigentlich schon
in Ordnung, er hätte besser sein können – schlug sich aber dennoch achtbar. Der
Rest lag aber wahrscheinlich auch an meiner noch nicht so hervorragenden
Kondition. Die gleiche Reise zwei Tage später zum Paganfest war zwar verlockend,
wurde aber somit gleich offensichtlich utopisch.
Stuttgart bleibt eine kleine Option, aber
dann muss mein Arbeitsplan, das Billing und der Preis stimmen. Hier war dem so
gegeben!