Mittwoch, 7. November 2012

Unleash HC Shows – 01ter November 2012 @ Kreativ Fabrik Wiesbaden



Fangen wir doch mal ganz von vorne an. Anno 2009, es war genau genommen noch so ziemlich der Anfang meiner extrem aktiven Konzertkarriere, fand im kleinen Donauturm in Ulm ein ominöser Gig statt, welcher bis heute einer der geilsten ist und immer sein wird.

Es war der Auftakt der damaligen und inzwischen nicht mehr existierenden „Fick and Destroy“ Konzertreihe. Die Location war ungewohnt, da normalerweise gar nicht diesem Genre entsprechend und auch die Promotion war sehr geheimnisvoll. Viele wussten nicht von diesem Auftritt, folglich war das Publikum auch nur in spärlicher Anzahl vorhanden. 5 Bands standen auf dem Programm und nach erheblichen Verzögerungen stand als letztes But We Try it auf der Bühne. Es war bereits gefühlt 1 Uhr nachts und mich mitgezählt waren es noch genau sechs (6!) Zuschauer.

Dafür war die Band 500km angereist und sie war ob des Zuschauerschwunds nicht offensichtlich angepisst oder gelangweilt, nein sie gaben vollständig alles. Neben einer einmaligen Metalpolonäse quer durch den Raum, floss reichlich Alkohol, Schweiß und Herzblut. Die Atmosphäre war intim, authentisch und umwerfend und DER Grund schlechthin, warum ich so kleine ranzige Undergroundgigs mag.

Nach der Show ging es Backstage munter weiter, sämtliche Vorräte wurden kostenlos leer getrunken, mit einem undefinierbaren Haufen kupfernem Kleingeld kaufte ich mir die EP von But We Try it, die Demo von Clit$plit erhielt ich – inzwischen mittellos umsonst und der Drummer von Several Stabwounds schenkte mir noch die EP seiner Band, nachdem er es lustig fand, dass ich mich ins Waschbecken erbrach.

Das ganze ging weiter bis zum Morgengrauen, bevor mir um ca. 8 Uhr der ungefähr eine stundelang dauernde Fußmarsch nach Hause anstand. Der Veranstalter hatte dem Hörensagen nach einen dreistelligen Verlust, kann sich aber immerhin damit rühmen wahrlich Geschichte an dem Abend geschrieben zu haben. Auf jeden Fall konnte ich diesen Gig nie vergessen, weil er einfach nur endgeil und legendär war. Die Typen von But We Try it waren sausympathisch und es war sehr spaßig. Ich hörte allerdings nie wieder etwas von der Band – obwohl sie laut eigenen Aussagen über 100 Gigs quer durch’s Land jagten und ich eigentlich an der Quelle schlechthin sitze, was Konzertinformationen anbelangt.

Bis zu jenem Tag: But We Try it am ersten November in Wiesbaden. Mitten unter der Woche, nächsten Tag arbeiten und gerade um die Ecke auch nicht. Soll ich? Die Frage war rein rhetorischer Natur – selbst wenn ich vorab abreisen müsste, selbst wenn die Anfahrtskosten 3x so hoch wie der Eintritt war, selbst wenn ich mich nicht abschießen können konnte. Wenn der Auftritt nur halb so toll wird wie damals, wäre ich ein Idiot darauf zu verzichten.

Und so fing die Geschichte an…

Angekommen wähnte ich mich betrunkener als ich es war, sah ich doch tatsächlich einen ehemaligen Arbeitskollegen dort stehen. Wie es sich herausstellte, war das halbe Publikum aus der Nachbarstadt meines Heimatortes. Die Welt ist doch echt ein Dorf… - But We Try it war bis auf den Schlagzeuger noch die gleiche Mannschaft und sie erinnerten sich nur zu gut an den Auftritt damals in Ulm.

Sie waren auch gleichzeitig der Opener und gespannt stellte ich mich in die erste Reihe. Voll war der kleine Club wahrlich nicht, überschaubare 20-30 Personen wovon die Hälfte Bandmitglieder sein durften, aber definitiv voller als damals.
Der Sound kam ganz anders aus den Boxen als ich es in dieser Räumlichkeit erwartet hätte, nicht schlecht aber überraschend. Stilistisch hatte sich die Band in diesen 3 Jahren aber ordentlich gewandelt. Der Core Einschlag wurde deutlich zurück geschraubt und in Richtung eines groovenden, teils atmosphärischen Death Metals verschoben. Und das find ich ehrlich gesagt gut. Nicht nur, dass ich als Metalhead so wesentlich mehr Grip bekomme und leichter dazu bangen konnte, mir folglich leichter rein läuft – sondern auch, dass ein ziemlich gleich klingender Auftritt wie damals, sei er noch so gut gespielt gewesen, niemals an die damalige Geilheit hätte rankommen können. So war es zwar noch die gleiche Band, aber ein wenig anders klingend und trotzdem gut. Sehr ordentlicher Auftritt!

While She Suffocates wurden ihrem Namen unfreiwillig gerecht. Uninspiriertes, ideenloses 08/15 Gedudel, dazwischen noch Soundprobleme – der Auftritt war kurz, knapp und ehrlich gesagt mies! Vor der Bühne war auch schlagartig nichts mehr los und die zwei einzigen Diehard Fans, wovon einer das Klischeehafte Karatekid mimen musste, klangen gesangstechnisch besser als der Sänger. Skippen wir lieber schnell mal weiter…

… und zwar zu No End in Sight. Hier zockte mein Exkollege an der Gitarre und nach ca. 2,5 Liedern fand ich dann auch den Zugang zur Musik. Zum Glück kein reines Metalcoregeschrubbel sondern mit einigen thrashigen und melodiösen Parts verziert. Die Gitarrenläufe hatten Substanz, das Songwriting die erforderliche Abwechslung. Gesungen wurde ein bis dreistimmig – die auf der Platte vorhandenen Gangshouts kamen zwar nicht so rüber, aber das ging soweit in Ordnung. Gelungene Sache.

Ist es wirklich schon so spät? Leider ja, All its Grace hörte ich mehr nebenher, während ich noch den letzten Smalltalk mit den Bands betrieb und mir wieder CDs zulegte. Die Musik war okay, aber sonderlich viel kann ich darüber nun auch nicht sagen.

Auch wenn mich der Abend locker nen Fuffy kostete, war er es verdammt noch mal wert. Nette Gespräche geführt, tolle Auftritte gesehen und Nostalgie mit der Gegenwart erfolgreich zusammengeführt. Danke für den Capt’n – vielleicht sieht man sich ja wieder. Denn bei mir weiß man ja nie… :p

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