Fangen wir doch mal ganz von
vorne an. Anno 2009, es war genau genommen noch so ziemlich der Anfang meiner
extrem aktiven Konzertkarriere, fand im kleinen Donauturm in Ulm ein ominöser
Gig statt, welcher bis heute einer der geilsten ist und immer sein wird.
Es war der Auftakt der damaligen
und inzwischen nicht mehr existierenden „Fick and Destroy“ Konzertreihe. Die
Location war ungewohnt, da normalerweise gar nicht diesem Genre entsprechend
und auch die Promotion war sehr geheimnisvoll. Viele wussten nicht von diesem
Auftritt, folglich war das Publikum auch nur in spärlicher Anzahl vorhanden. 5
Bands standen auf dem Programm und nach erheblichen Verzögerungen stand als
letztes But We Try it auf der Bühne.
Es war bereits gefühlt 1 Uhr nachts und mich mitgezählt waren es noch genau
sechs (6!) Zuschauer.
Dafür war die Band 500km angereist
und sie war ob des Zuschauerschwunds nicht offensichtlich angepisst oder
gelangweilt, nein sie gaben vollständig alles. Neben einer einmaligen
Metalpolonäse quer durch den Raum, floss reichlich Alkohol, Schweiß und
Herzblut. Die Atmosphäre war intim, authentisch und umwerfend und DER Grund
schlechthin, warum ich so kleine ranzige Undergroundgigs mag.
Nach der Show ging es Backstage
munter weiter, sämtliche Vorräte wurden kostenlos leer getrunken, mit einem
undefinierbaren Haufen kupfernem Kleingeld kaufte ich mir die EP von But We Try
it, die Demo von Clit$plit erhielt
ich – inzwischen mittellos umsonst und der Drummer von Several Stabwounds schenkte mir noch die EP seiner Band, nachdem er
es lustig fand, dass ich mich ins Waschbecken erbrach.
Das ganze ging weiter bis zum
Morgengrauen, bevor mir um ca. 8 Uhr der ungefähr eine stundelang dauernde
Fußmarsch nach Hause anstand. Der Veranstalter hatte dem Hörensagen nach einen
dreistelligen Verlust, kann sich aber immerhin damit rühmen wahrlich Geschichte
an dem Abend geschrieben zu haben. Auf jeden Fall konnte ich diesen Gig nie
vergessen, weil er einfach nur endgeil und legendär war. Die Typen von But We
Try it waren sausympathisch und es war sehr spaßig. Ich hörte allerdings nie
wieder etwas von der Band – obwohl sie laut eigenen Aussagen über 100 Gigs quer
durch’s Land jagten und ich eigentlich an der Quelle schlechthin sitze, was
Konzertinformationen anbelangt.
Bis zu jenem Tag: But We Try it
am ersten November in Wiesbaden. Mitten unter der Woche, nächsten Tag arbeiten
und gerade um die Ecke auch nicht. Soll ich? Die Frage war rein rhetorischer
Natur – selbst wenn ich vorab abreisen müsste, selbst wenn die Anfahrtskosten
3x so hoch wie der Eintritt war, selbst wenn ich mich nicht abschießen können
konnte. Wenn der Auftritt nur halb so toll wird wie damals, wäre ich ein Idiot
darauf zu verzichten.
Und so fing die Geschichte an…
Angekommen wähnte ich mich
betrunkener als ich es war, sah ich doch tatsächlich einen ehemaligen
Arbeitskollegen dort stehen. Wie es sich herausstellte, war das halbe Publikum
aus der Nachbarstadt meines Heimatortes. Die Welt ist doch echt ein Dorf… - But
We Try it war bis auf den Schlagzeuger noch die gleiche Mannschaft und sie
erinnerten sich nur zu gut an den Auftritt damals in Ulm.
Sie waren auch gleichzeitig der
Opener und gespannt stellte ich mich in die erste Reihe. Voll war der kleine
Club wahrlich nicht, überschaubare 20-30 Personen wovon die Hälfte
Bandmitglieder sein durften, aber definitiv voller als damals.
Der Sound kam ganz anders aus
den Boxen als ich es in dieser Räumlichkeit erwartet hätte, nicht schlecht aber
überraschend. Stilistisch hatte sich die Band in diesen 3 Jahren aber
ordentlich gewandelt. Der Core Einschlag wurde deutlich zurück geschraubt und in
Richtung eines groovenden, teils atmosphärischen Death Metals verschoben. Und
das find ich ehrlich gesagt gut. Nicht nur, dass ich als Metalhead so
wesentlich mehr Grip bekomme und leichter dazu bangen konnte, mir folglich
leichter rein läuft – sondern auch, dass ein ziemlich gleich klingender
Auftritt wie damals, sei er noch so gut gespielt gewesen, niemals an die
damalige Geilheit hätte rankommen können. So war es zwar noch die gleiche Band,
aber ein wenig anders klingend und trotzdem gut. Sehr ordentlicher Auftritt!
While She Suffocates wurden ihrem Namen unfreiwillig gerecht.
Uninspiriertes, ideenloses 08/15 Gedudel, dazwischen noch Soundprobleme – der
Auftritt war kurz, knapp und ehrlich gesagt mies! Vor der Bühne war auch
schlagartig nichts mehr los und die zwei einzigen Diehard Fans, wovon einer das
Klischeehafte Karatekid mimen musste, klangen gesangstechnisch besser als der
Sänger. Skippen wir lieber schnell mal weiter…
… und zwar zu No End in Sight. Hier zockte mein
Exkollege an der Gitarre und nach ca. 2,5 Liedern fand ich dann auch den Zugang
zur Musik. Zum Glück kein reines Metalcoregeschrubbel sondern mit einigen
thrashigen und melodiösen Parts verziert. Die Gitarrenläufe hatten Substanz,
das Songwriting die erforderliche Abwechslung. Gesungen wurde ein bis
dreistimmig – die auf der Platte vorhandenen Gangshouts kamen zwar nicht so
rüber, aber das ging soweit in Ordnung. Gelungene Sache.
Ist es wirklich schon so spät?
Leider ja, All its Grace hörte ich
mehr nebenher, während ich noch den letzten Smalltalk mit den Bands betrieb und
mir wieder CDs zulegte. Die Musik war okay, aber sonderlich viel kann ich
darüber nun auch nicht sagen.
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