Erneut zu erfreulich günstigen
Preisen lud der Steinbruch zu einem weiteren Black Metal Fest. Da meine
Freundin aufgrund des Prüfungsmarathons leider nicht mehr ganz bei Kräften war,
hatte ich somit eine Karte zuviel, welche ich noch direkt vor Ort verscherbeln
konnte und somit mal ganz unmisanthropisch Kontakte knüpfte. *g*
Zum Auftakt spielten Orcus Patera, welche als Besonderheit
noch eine Geige an Bord hatten. Die klang mitunter leicht dissonant oder war
kurzfristig nicht zu hören, fügte sich aber insgesamt passend ins Klangbild.
Und ganz ehrlich, triefender Geigenkitsch passt sowieso nicht langfristig
authentisch ins Black Metal Bild, war von daher gut gelöst. Gesanglich ging der
Auftritt auch ganz in Ordnung, tangierte ab und an fast schon DSBM Niveau und hier
und da war eine kleine Dornenreich Anleihe
zu vernehmen. Noch nicht der Überhammer, aber ein gelungener, in sich
harmonierender Anheizer.
Als nächstes spielten Nebel, die
aus ein bis drei oder mehr Mitgliedern bestanden, wobei man selten alle auf
einmal sah. Grund für diese nebulöse Annahme ist, dass Antagonism die Bühne derart einräuchern ließen, dass man praktisch
vor einer angeleuchteten Nebelwand stand, während das Stroboskop nicht wie
gewohnt von der Decke herab seinen Dienst tat, sondern penetrant direkt in die
Gesichter des Publikums hämmerte. Sicht war daher vollkommen scheißegal da in
der Tat überbewertet und nicht wirklich vorhanden. Und da Black Metal wirklich
Krieg ist, wurden gerne gegen Ende des Liedes die Ohren der Zuhörer mit
ultrafiesen, verzerrten und quietschenden Gitarrentonlagen fernab des guten
Geschmacks penetriert. So ganz auf das akustische reduziert, ein wesentlich
rasender, roher Sound der im Gegensatz zum ersten „Blick“, dennoch seine
Stärken und annehmbaren Melodiebögen hatte.
Bei Morok war ich persönlich sehr zwiegespalten. Prinzipel habe ich
nichts gegen osteuropäischen Black Metal, besitze selber mehr als genug davon
und höre ihn auch gelegentlich an, aber der besondere Charme und Charakter für
den Mitteleuropäer ist hier Segen und Fluch zugleich. Bei Morok war es die
russische Sprache, welche in manchen Songs wirklich hervorragend funktionierte,
sich aber auch manchmal in Banalitäten verlor. Es wäre unfair dies als
sprachliches Problem herauszuarbeiten, zumal es eher das Songwriting betrifft,
aber als hervorstechendes Merkmal fällt dies leider als erstes ins Auge.
Es gab Rhythmen und Momente,
welche in der Tat unwiderstehlich waren, anderes ließ mich hingegen vollkommen
kalt und dümpelte irgendwo im unbedeutsamen Mittelfeld. Mir schien es oft, als
würden die verschiedenen Instrumentalspuren einfach ungünstig aneinander
vorbeilaufen, d.h. während sich der geniale Moment für die Gitarre anbot,
spielte das Schlagzeug unbeirrt sein Ding oder umgekehrt. Wäre da meiner
subjektiven Meinung nach, einiges gezielter oder anders zusammengelaufen,
hätten zig großartige Momente en Masse entstehen können. Insgesamt würde ich es
aber dennoch als einen gelungenen Auftritt mit viel, leider aber auch
ungenutztem Potential bezeichnen.
Streams of Blood waren die mit Abstand roheste Band und prügelten
zu dritt eine beachtliche Show zusammen. In der Regel lässt mich solch
blindwütige Raserei kalt, aber es gab diese Momente, welche aufhorchen ließen
und welche Klasse die Band spieltechnisch zu bieten hat, untermauerte der
Drummer eindrucksvoll mit seinem Schallmauer durchbrechendem Solo. Rasend,
dreckig, böse. Passte einfach.
Der Headliner: Selten
polarisiert eine Band so derart und in der Intensität unverdient. Die Rede kann
natürlich nur von Der Weg einer Freiheit
sein, deren größtes Vergehen zu sein scheint, aus der Metalcore Band Fuck Your Shadow From Behind entstanden
zu sein. Dabei wird in der Regel vollkommen außer Acht gelassen, das es zuvor
schon eine Black Metal Band namens Frostgrim
gab und das ganze Hippster Geblöcke noch um einige Ecken schwuchteliger
ist, als es der Sound der Band nur sein kann.
Anfangs tat ich mir mit der Band
am dortigen Abend noch etwas schwer, was unter anderem daran liegen könnte,
dass es neue Stücke aus dem neuen Album waren, aber noch einer kurzer
Eingewöhnungszeit zündete auch hier alles. Zwar klang der Sampler aus
„Neubeginn“ live nicht wirklich toll, da noch viel unverständlicher als auf dem
Album, aber dieses kleine Detail rüttelte kaum am überzeugenden Auftritt. Auch
ohne lange Haaren, Corpsepaint und Nieten…
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