Freitag, 20. April 2012

Ragnarök Festival 2012 – 13/14ter April @ Stadthalle Lichtenfels


Da meine Perle noch ein paar Vorlesungen besuchen musste, konnten wir erst am Nachmittag mit dem Leihwagen drauf lostuckern und hatten hauptsächlich nur ein Ziel: Agalloch nicht verpassen! Das stärkere Line-up gab es sowieso am Samstag und somit konnte auf die ersten Bands verzichtet werden.

Die „geschulten“ Verkehrskadetten gaben mir dann schon die erste Antwort, die ich nicht hören wollte. „Parkplätze sind schon alle voll, EDEKA Parkplatz kann dieses Jahr nicht geparkt werden, keine Ahnung wo’s noch was gibt. Irgendwo in der Stadt gibt es ein Parkhaus ansonsten bla…“
Gut mit dem Leihwagen wollte ich sowieso nicht durch den ganzen Schlamm fahren, aber Parkhaus irgendwo? Mit dem ganzen Gepäck? Zum Glück gab es neben dem EDEKA Parkplatz noch einen ALDI und LIDL Parkplatz (die ganze Palette an Schleichwerbung ist jetzt hoffentlich bald durch) und auf letzterem postierten wir uns.

Da wir es in weißer Voraussicht eventuell etwas frostig im April finden könnten und absolut kein Geld mehr für ein bonziges Hotel vorhanden war, hatten wir noch ein Schlafhallenticket gekauft. Die Bilder und Berichte der letzten Jahre ließen mich zwar erschaudern, aber gut. Auf die Nachfrage, wie es denn mit den Plätzen in der Halle aussieht und ob auch jeder garantiert einen Platz bekommt oder ob einfach mal wahllos weiter Tickets verkauft werden, folgte die zweite nicht unbedingt herbeigesehnte Antwort.
„Keine Ahnung, muss jeder halt für sich selber sorgen.“ – na dann. Zurück zum Auto, Isomatten und Schlafsäcke geschultert und zurück in der Halle einen relativ bescheidenen Platz nahe der Tür, mittig im Raum gefunden. Aber dazu später mehr…

Nach allem hin und her und bli und bla, war es dann in der Tat schon kurz vor spät und folglich rein in die Halle. Lasset die Spiele beginnen.

Rabenschrey dudelten schon belanglos vor sich hin und wir sicherten uns einen 1A Platz in der zweiten Reihe für Agalloch. „Live“ gesehen ist daher wohl etwas übertrieben und generell hat es die Vorband der erwarteten Band immer schwer, bzw. ist fast immer scheiße – aber; wäre ein Hüne vor mir gestanden, hätte ich auch nichts gesehen und gut waren sie beim besten Willen auch nicht.

Daher warten auf Agalloch und die rissen sofort sämtliche Härchen auf meinem Arm aus dem Tiefschlaf. Besser kann man nicht starten und …
ABER!
… und hier könnte ich mich tierisch über die Rücksichtslosigkeit und Ignoranz etlicher Besucher aufregen. Wir standen Händchenhaltend und schirmten somit unseren Platz eigentlich recht gut ab, aber mit welcher Dreistigkeit und Härte sich da unter anderem ein ca. 2 Meter großer Mann vor uns schiebt ist ohne gleichen. So gut wie jeder kann zumindest locker über meine Freundin sehen, aber die Arschlöcher stellen sich direkt davor hin! Diese 40cm mehr Nähe zur Bühne ändert für diesen auf jeden Fall kaum etwas an der Sicht, umgekehrt schon. Ich sehe da übrigens dann auch nichts mehr, aber hab zumindest noch Möglichkeiten, anderweitig auf die Bühne zu spähen. Auch ein permanentes „Wenn-meine-Haare-sowieso-schon-überragend-lange-sind-dann-hau-ich-sie-auch-jedes-mal-beim-Bangen-extra-weit-nach-hinten“ kotzte nur noch an. Hätte ich mich nur halb so intensiv mit dem Kopf bewegt, wären wir alle 5 Sekunden übel zusammengekracht. Auch toll sind die Leute, welche sich nach ganz vorne hinstellen und dann offensichtlich keine Lust auf das Konzert haben.


Und diese Veranstaltung ist bei weitem nicht so groß, als dass man sich zwei Bands vorher anstellen müsste. Wir haben es mehrmals ohne Drängeln mühelos geschafft, von der zweiten Reihe rüber zur nächsten zweiten Reihe zu laufen. Stattdessen wird am Stück gelabert und rumgehampelt. Geht sonst wo hin, aber verpisst euch dann bitte aus der ersten Reihe! Addiert man noch angezettelte Moshpits (bei Agalloch?!!!!), übertriebenes Dauergedrücke von Hinten, aufdringliche Pseudolesben mit dem Drang sich an einem zu reiben und dabei die Finger in fremde Hosentaschen zu stecken; ein NO-GO ohne Ende (angesichts der Häufigkeit von Diebstählen erst recht!) - und last but not least. Behinderte Crowdsurfer, welche einem die Stiefel ohne Vorwarnung beinah in den Nacken klatschen.

Es ist daher wohl kaum verwunderlich, dass ich von der Band so gut wie gar nichts mitbekommen habe und von Genuss nicht annähernd die Rede sein kann. Genau aus diesem Grund werde ich auch eine Grundsatzdiskussion starten, weil mich einiges an der Szene doch ordentlich anfickt!
Agalloch haben sicherlich eine großartige Leistung abgeliefert, aber leider waren die Umstände beschissen.

Mit den sehr umstrittenen Varg welche für Borknagar einsprangen ging es weiter und da uns die Idiotendichte auch hier vor der Bühne zu groß war, ging’s mit einem Bier ab auf die Tribüne. Und was soll ich groß sagen… - sie waren zwar nicht großartig schlecht oder so, eigentlich war der Auftritt ganz annehmlich, aber ich kann die Band absolut nicht ab. Vor allem das inzwischen extrem links gerichtete „Gegen Nazis“ Geseier kauf ich dem Thor Steinar und Absurd Sympathisant so was von gar nicht ab! Hätten sie Eier in der Hose, würden sie zu dem stehen was sie denken und meinen. Aber nein, die Labels und Auftritte und bla… - dafür tu ich doch ganz anders und genau so etwas sind für mich rückhaltlose Kommerzschlampen. Punkt!

Denn Auftritt taten wir uns daher völlig unüberraschend nicht ganz an und wir shoppten unsere Geldbeutel leer. Zwei Agalloch Hoodies und zwei Agalloch Doppel-LP’s + eine Drei LP starke „Box“ sprangen gemeinsam für uns raus.
Fuck ich brauch jetzt wieder G-E-L-D! Ich hätte mich wahrscheinlich für alternative Geldverdienste mit den Securitys kurz schließen sollen, aber dazu später mehr. (Nicht meine Schuld, dass der Text so abartig in der Länge ausarten muss^^)

Wir verbrachten dann viel Zeit irgendwo und gingen schlussendlich schlafen, bzw. versuchten es. Können die Penner eigentlich mal die Klappe halten, wenn Leute in der SCHLAFhalle auch SCHLAFEN möchten?
Die Nacht war auf jeden Fall kurz und hart (die Billigisomatten hatten absolut keinen Effekt und landeten bei der Abreise auch verdient im Müll!) und alter mein Rücken!!! Der Besuch bei OBI war unumgänglich um uns zumindest Kissen zu kaufen…


Da ich unbedingt die zweite Band sehen wollte, waren wir auch schon wieder früh in der Halle und beobachteten zuerst aus dem Publikum Thurs. Der Auftritt lässt sich am ehesten mit einer Autofahrt bei Sonnenschein durch eine Allee beschreiben. Qualitativ so hin und her und im Schnitt gesehen dann doch nur so naja, belanglos eben. Und kann irgendjemand dem Bassisten(?) mal sagen, er solle nicht so übertrieben und unpassend abgehen?


Wie dem auch sei, Sycronomica verfolgten wir von der Tribüne aus und auf diesen Auftritt hatte ich mich besonders gefreut. Das rührt daher, dass diese auf dem zweiten Konzert meiner nun schon „langjährigen“ Konzerthistorie absolut zu überzeugen wussten und ich dies großartig fand. Aber was zur Hölle war das bitte? Erstens war der Sound dermaßen hundsmiserabel, dass der Tonmischer mitsamt allen Beteiligten mit leeren Trinkbechern gesteinigt gehört, zum Zweiten fand ich das Songwriting einfach gruselig wahllos und zusammen gewürfelt. Entweder ich war damals hackevoll oder einfach nur im falschen Film. Denn das ging mal gar nicht und sollte sich irgendwann, dass live gedrehte Video für irgendeinen Videoclip zu irgendeinem Song im Netz wieder finden lassen, stellt euch das Ganze einfach in abartig schlecht vor. Dieses überdrehte, viel zu laute Quietschen der Gitarre, die so was von falsch klingenden Clean Vocals, schrecklich – zu Hilfe! Dementsprechend enttäuscht verließ ich recht schnell die Halle…

…und kam leider viel zu spät zurück. Denn die 1,5 Lieder welche ich von XIV Dark Centuries aufschnappte waren sehr, sehr vielversprechend und machten Lust auf mehr. Aber da war das ganze Spektakel auch schon wieder vorbei und so tangierte ich nur latent einen wahrscheinlich großartigen Auftritt.

Dafür nahm ich die volle Ladung Wolfchant mit, welche einen mit sympathischen, bayrischen Ansagen begrüßten. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich groß dazu sagen soll. Der Auftritt war in meinen Augen absolut gelungen und gehört für mich zu den positiven Erlebnissen. Er wirft mich nicht vor Großartigkeit aus der Bahn, aber wenn alle Auftritte zumindest nicht unter dieses Niveau fallen würden, könnte man in Zukunft auf die Ausfälle ganz verzichten. Ganz gegen Ende störte kurz das Getrommel von neben an, als Dark Fortress übermotiviert schon ihren Soundcheck starteten.

Aber sie bekamen ihren Auftritt und ließen die Halle gefühlte 10° kälter werden. Und für mich war dies, der Auftritt des Tages, des Festivals schlechthin. Eine Black Metal Band tut sich nicht sonderlich schwer damit, lächerlich zu wirken, wenn die hochkomplexe Balance aus Boshaftigkeit, Grimmigkeit, Authentizität, Leistung und Ernsthaftigkeit maßlos aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Selbst blutspuckende Bestien sind zwar nett, aber mal ehrlich – wer nimmt diese Show für bare Münze?
Und hier hat einfach alles gepasst, das Corpsepainting hat 1A ausgesehen, die Vocals waren abartig böse und mächtig, nichts war aufgesetzt und das Ganze für mich sogar besser als die Alben. Mit denen hab ich mitunter Anlaufschwierigkeiten, aber hier hat alles in einem Rutsch gepasst. Sehr, sehr starker Auftritt!

Fejd waren da gleich um Welten ruhiger und ihr Auftaktsong namens „Offerrök“ war der Ohrwurm schlechthin. Ich hab absolut keine Ahnung was die da singen, aber könnte den ganzen Tag den Refrain mitsingen in dem ich komische, fiktive Wörter bilde. So war der Auftritt sehr stimmungsvoll, gut gelaunt, freudig und gesellig – aber dieser permanente Fröhlichkeitszustand war auch zeitgleich seine Schwäche. Es gab kaum Höhen und Tiefen, die Songs ähnelten sich auf Dauer viel zu sehr und so macht das Ganze kurzfristig ordentlich Spaß, aber für eine Dauerbeschallung ist dies viel zu wenig.


Die nächste Band verpassten wir – wahrscheinlich hatten wir Hunger und stießen bei Skyclad wieder dazu. Keine Ahnung warum die vom Publikum dermaßen heftig gefeiert wurden, für mich war das nur ein nervtötendes Geklimper und Rumgegeige. Gefiel mir absolut gar nicht und wurde daher konsequent umgangen.

Absu schepperte munter drauf los während wir draußen überteuerte Nudeln aßen und generell wird es wohl niemanden überraschen, wenn wie üblich das Essen recht billig in der Qualität und teuer im Preis war.

Gesehen haben wir dann wieder Einherjer und die waren irgendwie recht cool. Das Konzert hatte in meinen Augen eine recht große Bandbreite, von epischen Gesängen zu mitunter sehr ungewöhnlichen, kauzigen Vocals. Zwar war nicht alles Gold was glänzte, aber der Auftritt war im Großen und Ganzen recht stark…
ABER!
… die Band, das Publikum und alle hätten es verdient gehabt, auch NUR Einherjer zu hören. Keine Ahnung welch egozentrischen Arschlochtripp Moonsorrow geritten haben, mit dem Soundcheck schon beim zweiten Lied von Einherjer zu starten und konsequent eine Stunde lang massiv zu stören. Keine Ahnung ob der Tontechniker taub war, aber ich hätte Moonsorrow eiskalt und so was von den Saft abgedreht. Wir saßen recht mittig hinten auf der Tribüne und andauernd hörten wir, wie Moonsorrow dazwischen trommelt und spielt. Das war extrem störend und macht man einfach nicht.

Folglich hatte ich auch nicht mehr sonderlich viel Lust auf Moonsorrow, weil sie sich jeglichen positiven Kredit vom Konzert neulich in Aschaffenburg somit absolut zerstört haben. Denn arroganter Weise brauchte Moonsorrow dann keinen Soundcheck. Nein! Moonsorrow brauchen keinen Soundcheck. Moonsorrow lassen die Bühne 10 Minuten lang leer stehen und blenden lieber die Zuschauer mit den behindert grellen Scheinwerfern. Moonsorrow kommt auf die Bühne und der Sound sitzt – NICHT! Denn trotz der Unverschämtheit, einer Band mit dieser Aktion den Auftritt kaputt zu machen, waren die Vocals Anfangs wesentlich zu leise.
Alles in allem war der Sound um einiges weniger dreckig sondern epischer als in Aschaffenburg, trotzdem waren sie dort besser und überhaupt hab ich keine Lust die Band nach so einer Arschlochaktion bezüglich diesem Abend irgendwie zu loben…

Wir gingen dann recht früh zu Stein und versuchten zu schlafen, was dank den aufmerksamen und zuvorkommenden Mitfestilanten natürlich hervorragend funktionierte. Als ob – die Egomanen campten mit Stühlen dort die ganze Nacht und ach fu einfach…
Zum Glück konnten wir somit aber den Machenschaften der Security entgehen, welche um 3 Uhr Nachts vom Gelände flogen. Genau, die Securitys!

Ich persönlich hatte keine Probleme mit den Securitys – sie waren zwar scheißunhöflich und unfreundlich und skandierten verbal oder durch Haltung offen, dass sie absolut keine Lust auf dieses Festival hatten und passten auch optisch 0 dazu, aber okay.
Im Nachhinein erfuhr ich von räuberischer Erpressung, Beleidigungen, Drohungen, Gewaltanwendungen und sonstiges seitens der Sicherheitsfirma. Und das äh… geht überhaupt nicht! Das Statement der Firma dazu ist eine Sauerei allererster Güte, aber immerhin scheint der Veranstalter da was unternehmen zu wollen. Weil so was kann sicherlich den Spaß verderben.


Alles in allem trotz einiger Tiefen ein gelungener Festival Auftakt für das Jahr 2012.


Grüße entfallen an dieser Stelle aufgrund fehlender Menge besonders grüßenswerter Menschen, viel mehr nutze ich diese letzten Sätze um dem leider auf dem Festival verstorbenem, 27-jährigen Mann zu gedenken. Ruhe in Frieden!

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